Wandlitz








 35 km von Berlin

Der Ort am gleichnamigen See wurde erstmals im Jahre 1242 im Zusammenhang mit dem Verkauf durch die Markgrafen Johann I. (*um 1213, † nach dem 03.06.1266) 📖 und Otto III. - der Fromme - (*1215, †09.10.1267 in Brandenburg an der Havel) 📖 an das Kloster Lehnin urkundlich erwähnt. Im Mittelalter war Wandlitz im Besitz der Zisterzienser des Klosters Lehnin. Der Ort entwickelte sich im 20. Jahrhundert zu einem bevorzugten Ausflugsziel. Das noch sehr dörfliche Zentrum findet man in Wandlitz-Ützdorf, in dessen Mitte sich die Dorfkirche Wandlitz befindet.


Dorfkirche Wandlitz


Anfangs gab es hier einen schlichten Bau im spätromanischen Stil, dieser wurde im Laufe der Zeit durch frühgotische Elemente verändert. Die Fundamente stammen aus dem 13. Jahrhundert, aus der Zeit, in der auch das Dorf entstanden ist. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche erweitert und in ein typisches frühbarockes Gotteshaus umgebaut. Auffallend ist die Mischung aus den unterschiedlichen Epochen. Im Innern ist die Skulptur "Lehrender Christus" aus dem Jahr 1931 von dem Bildhauer und Schriftsteller Ernst Barlach (*02.01.1870 in Wedel, †24.10.1938 in Rostock).



Der Kirchhof wurde bis Mitte des 19. Jahrhunderts als Friedhof genutzt. Hier findet man noch das Grab von Louis Barth (+16.01.1851, †31.01.1907), der damalige Eigentümer des Wannsees.




Bogensee


Der ovale See 4 Kilometer nordöstlich von Wandlitz gehört zum Ort Lanke, einem Ortsteil der Gemeinde Wandlitz. Etwa seit 1415 war Lanke Eigentum der Burg Biesenthal, bis es im Dreißigjährigen Krieg völlig zerstört wurde. Nach dem Wiederaufbau kam das Dorf in den Besitz des Adelsgeschlechts von Redern. Graf Friedrich Wilhelm von Redern ließ zwischen den Jahren 1856 bis 1858 sein Gutshaus zu einem Schloss umbauen.

Nördlich von Lanke entstand Ende der 1930er Jahre unter der Bauleitung von dem Architekten Hugo Constantin Bartels (* 1899 in Offleben bei Magdeburg; † 1956 in Braunschweig) am Bogensee der Landsitz von Joseph Göbbels, dem Propagandaminister der Nationalsozialisten, ein Geschenk der Stadt Berlin zu dessen 39. Geburtstag.





Das 30 Räume umfassende Hauptgebäude war ausgestattet mit Bibliothek, einem Salon sowie Arbeits- und Speisezimmer. Es gab mehrere Schlafzimmer und einen Saal für Filmvorführungen. Die Fenster zur Seeterrasse waren automatisch versenkbar. Und natürlich einen Bunker.


Göbbels Haus am Bogensee


Im Landhaus trafen sich Künstler und Schauspieler wie Zarah Leander, Emil Jannings oder Heinz Rühmann. Die Kinder der Familie Goebbels besuchten die Schule im nahegelegenen Dorf Wandlitz, wohin sie mit einer Kutsche gebracht wurden.

Am 31. Oktober 1936 schrieb Goebbels in sein Tagebuch: "...Und dann heraus zum Bogensee. Ich bin so gespannt. Und dann: das Haus ist wunderbar geworden. Ein Schmuckkästchen. Hier läßt sich ausruhen und arbeiten. Welch ein Idyll! So romantisch und still. Ich bin ganz gücklich. Und ich glaube, Lippert und Hanke auch, weil es mir so gefällt." (Karl Hanke (*24.08.1903 in Lauban, † wahrscheinlich 08.06.1945 in Neudorf an der Popelka), Staatssekretär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Jullius Lippert,  vom 1. April 1937 bis zum Juli 1940 Oberbürgermeister von Berlin).



Honeckers Nähe zu Göbbels
Schon ab 1946 nutzte die Freie Deutschen Jugend (FDJ) das Anwesen von Göbbels als Jugendhochschule. Bereits am 15.08.1948 berichtete das Neue Deutschland über den äußerlichen Luxus: "Marmorwände, Marmorbäder, holzgetäfelte Säle". In den 1950er Jahren entstand in unmittelbarer Nähe von Landhaus des Reichspropagandaministers ein riesiger Neubaukomplex mit Gemeinschaftsgebäuden und Wohnheimen für die FDJ, deren Leiter Erich Hoecker hier Vorträge hielt. Hier, in der Jugendhochschule "Wilhelm Pieck" bildete die DDR einst ihren Kadernachwuchs aus. Es gab eine Aula mit 600 Sitzplätzen, zwei große Speisesäle und mehrere Schlaf- und Wohngebäude. 1958 öffnete die Jugendhochschule "Wilhelm Pieck" ihre Pforten für die demokratische Jugend der Welt. Pro Jahr kamen etwa 500 Studenten aus dem Ausland zum Bogensee.


Quelle: ak-geschichteder-jugendhochschule-wilhelm-pieck.de



Das imposante Bauwerk entwarf in den 50er Jahren der Architekt Hermann Henselmann (*03.02.1905 in Roßla, †19.01.1995 in Berlin) 📖, der auch den Ost-Berliner Prachtboulevard Stalinallee entworfen hatte. Dieser war bekannt für seine Entwürfe für den sozialistisch-klassizistischen Bauten zu dieser Zeit, so zum Beispiel das Haus des Lehrers am Alexanderplatz, den Berliner Fernsehturm und das Frankfurter Tor.





Die Anlage betritt man von Süden, vorbei am ehemaligen Kulturhaus, hinter dem die anderen Gebäude um einen Park gruppiert sind. Rechts und links sind die Studentenwohnheime, gegenüber dem Kulturhaus führen die Stufen zum schlossähnlichen Lektionsgebäude.


Lektionsgebäude



Seit dem Jahr 2000 stehen diese riesigen Gebäude leer. Die stabile Hülle verdeckt den inneren Verfall und den blätternden Putz. Langsam erobert sich die Natur alles zurück. Eigentürmer ist das Land Berlin - Versuche, für das Gelände und die Bauten einen Investor zu finden sind bisher gescheitert.





Waldsiedlung
Knapp 3 Kilometer südöstlich von Wandlitz und 5 Kilometer südwestlich Göbbels Landhaus ist die Waldsiedlung in Bernau bei Berlin, häufig auch als Waldsiedlung Wandlitz bezeichnet. Hier war ab 1958 die Siedlung für die Mitglieder und Kandidaten des Politbüros des Zentralkommitees der SED. Hinter einer zwei Meter hohen und etwa fünf Kilometer langen grün angestrichenen Beton-Sicherungsmauer lebten die Genossen abgeschirmt und abgesichert von der eigenen Bevölkerung.




Neben Honecker und Mielke, dem Minister für Staatssicherheit lebten hier Günter Schabowski, Willi Stoph, Egon Krenz auch Walter Ulbricht. Auf dem Gelände befindet sich heute der Komplex der Brandenburgklinik.


Haus von Erich und Margot Honecker (bis 1989)
im Habichtweg 5


Erich und Margot Honecker blieben ab Dezember 1989 dort unter Hausarrest. Am 5. Dezember 1989 wurde gegen ihn (und andere) ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Nur ein paar Schritte entfernt wohnte Walter Ulbricht (*30.06.1893 in Leipzig, †01.08.1973 in Groß Dölln) und Frau, mit allen Annehmlichkeiten, die in der DDR nur den "sozialistischen" Bonzen möglich war. 


Haus von Lotte und Walter Ulbricht (bis 1989)
im Habichtweg 1





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