Küstrin





 96 km von Berlin





Küstrin (das heutige Kostrzyn nad Odrą in Polen) ist dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen, weiterlebt es nur noch von Fotos und Erinnerungen. Im Rahmen des Potsdamer Abkommens vom August 1945 wurde der östlich der Oder gelegene Teil Küstrins von den Alliierten dem polnischen Staat zugesprochen und hieß nun „Kostrzyn“. Hier, umgeben von Festungsmauern war einst eine Stadt - mit Kirche, Schloss, Wohnhäusern und einer Straßenbahn. Geblieben sind Ruinen, die längst von Bäumen erobert worden sind. Wer in der ehemaligen Altstadt zwischen Gebüsch und Sträuchern genauer hinsieht, erkennt die alten Gebäudesockel und Kellereingänge der zerstörten Gebäude. Sogar Bürgersteige, das Straßenpflaster und Gullydeckel liegen noch unter Sand und Gras.


Schlosskaserne mit Kirche, ca. 1918
Quelle: zeno.org 


Im ehemaligen Hof des Schlosses sind die ersten Stufen zu den einzelnen Gebäudeflügeln erhalten. In den Eingängen erkennt man noch die steinernen Fußböden  und zu sehen sind eingebrannte Reste der Holzdielen.




Bis zu seiner Zerstörung war Küstrin eine preußische Residenz- und Garnisonstadt, geprägt von der Festungsanlage an der Oder. Errichtet wurde Stadt und Festung unter von Johann von Brandenburg-Küstrin (*03. 08.1513, †13.01.1571) zwischen 1537 und 1568 von italienischen Baumeistern. Der Markgraf hatte 1535 die Stadt zu seiner Residenz erhoben. Beigesetzt wurde er nach seinem Tod in einer Gruft unter dem Altar der Küstriner Marienkirche. Sein Denkmal stand bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gegenüber dem Schloss und wurde später entfernt.


Reste der Marienkirche von Küstrin


Die Pfarrkirche (Marienkirche) galt als eines der schönsten Gebäude der Stadt. Erstmals erwähnt wurde sie 1232 und in Quellen von 1396 findet man Hinweise auf die Kirche. Sie war im gotischen Stil erbaut, Vorbild war der Dom von Fürstenwalde. 1815 wurde sie im neogotischen Stil nach einem Projekt von Karl Friedrich Schinkel 📖 renoviert. Die Ruine der Pfarrkirche wurde 1967 gesprengt und abgetragen.



Sockel vom Denkmal des Markgrafen
Johann von Brandenburg-Küstrin


In der Bastion Filip im Süden befindet sich das Muzeum Kostrzyn, geöffnet Dienstag bis Freitag von 10: bis 16:00 Uhr, Samstag und Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr.


Geschichtsdaten

1232 - Küstrin wird erstmals urkundlich erwähnt. Die Templer hatten den Ort erworben.


1261 - Die Stadt wird in die Markgrafschaft Brandenburg eingegliedert.


um 1300 - Albrecht III. von Brandenburg verleiht Küstrin das das Magdeburger Statdrecht.


1364 - Erstmals wird auf einem Siegel das Stadtwappen mit einem halben brandenburgischen Adler und einem Fisch verwendet.


1390 - Die Oderbrücke, die an der ehemaligen Mühlenpforte über den Strom führte, wird erstmals urkundlich erwähnt.


1396 - Die Marienkirche wird gebaut.


1455 - Die Stadt fällt an die Hohenzollern.


15. Jhd. - Der Johanniterorden, in dessen Besitz sich zu dieser Zeit die Stadt befand, baut eine Burg und eine Brücke über die Oder.


1535 - Der Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin erhebt die Stadt in den Rang einer Residenzstadt.


1568 - Johann von Brandenburg-Küstrin lässt die Stadt zu einer Festung ausbauen und errichtet ein Schloss.


1730, 6. November - Hans Hermann von Katte wird in Anwesenheit seines Freundes Friedrich, dem späteren preußischen König Friedrich II., in der Festung Küstrin mit dem Schwert geköpft. Das Todesurteil setzte Friedrichs Vater Wilhelm I. durch, weil Katte dem Thronfolger bei Fluchtplänen vor seinem despotischen Vater geholfen hatte.


1806-1814 - Die Franzosen halten Küstrin besetzt. Die Besatzungszeit beginnt am 1. November 1806 mit der kampflosen Übergabe der Festung an die Franzosen.


1848 - Die Eisenbahnverbindung zwischen Küstrin und Frankfurt Oder wird erstmals in Betrieb genommen.


1857 - Küstrin wird an das Eisenbahnnetz der Preußischen Ostbahn angeschlossen und entwickelt sich zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt.


1860 - Küstrin wird zu einer Garnisonsstadt .


nach 1918 - Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages müssen militärische Anlagen in Küstrin abgebaut werden.


1932 - Küstrin feiert seinen 700. Geburtstag.


nach 1933 - Beginn der Aufrüstung durch das nationalsozialistische Deutschland.


25.01.1945 - Küstrin wird von den Nationalsozialisten zur Festung erklärt. Die Kämpfe um die Stadt dauern bis Mitte März an. Dabei werden 90 Prozent der Altstadt zerstört. Letzter Kommandant der Festung ist SS-General Heinz Reinefahrt, der während des Warschauer Aufstandes für die Ermordung tausender Einwohner der Hauptstadt verantwortlich war und der deshalb in Polen auch den Beinamen "Henker von Warschau" erhalten hat.


1945 - Die Stadt wird als Ergebnis des Potsdamer Abkommens geteilt. Die Festung mit der Altstadt und der Neustadt - also der östlich der Oder gelegene Teil der Stadt - werden Polen zugesprochen. Die Stadt heißt seitdem Kostrzyn. Auf deutscher Seite verbleibt der Stadtteil Küstrin-Kietz, der zum Dorf wird.


1945 - Steine aus der zerstörten Altstadt werden zum Wiederaufbau von Warschau verwendet.


1969 - Die Schlossruine wird auf Anordnung der kommunistischen Machthaber Polens gesprengt












Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen