Hermann Henselmann (* 3. Februar 1905 in Roßla; † 19. Januar 1995 in Berlin) war ein deutscher Architekt. Sein Wirken prägte Architektur und Städtebau in der DDR der 1950er und 1960er Jahre. Er war u. a. Chefarchitekt des Ost-Berliner Magistrats.
Besonders bekannt ist Henselmann für seine sozialistisch-klassizistischen Bauten der 1950er Jahre nach den „16 Grundsätzen des Städtebaus“ (u. a. Frankfurter Tor/Strausberger Platz Berlin), sowie für seine modernistischen Stadthochhäuser in Leipzig und Jena und die Entwurfsidee für den Berliner Fernsehturm. Hermann Henselmann studierte nach einer Schreinerlehre an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule Berlin, wo er Zeichnen, Modellieren und Gestalten lernte. Von 1926 bis 1930 war er Mitarbeiter von Arnold Bruhn in Kiel und Leo Nachtlicht in Berlin. Im Jahr 1930 baute er zusammen mit seinem Freund, dem ungarischen Filmarchitekten Alexander Ferenczy, die Villa Ken-Win im schweizerischen Montreux für das englische Ehepaar Kenneth McPherson und Anni Winnifred Ellerman (Bryher) in radikal moderner Form nach seinem Vorbild Le Corbusier. Danach machte er sich als Architekt selbstständig. Er plante und realisierte zahlreiche Wohngebäude in Berlin und Umgebung. Mit dem 1934 in Kleinmachnow errichteten Haus vom Hoff geriet Henselmann in Streit mit dem nationalsozialistischen Regime, er trat folgerichtig nicht in die Reichskulturkammer der bildenden Künste ein. Henselmann musste seine Selbstständigkeit aufgeben und arbeitete bis 1939 als angestellter Architekt in dem auf Industriebau spezialisierten Büro von Carl Brodführer und Werner Issel, ab 1939 als Angestellter für den Wiederaufbau von kriegszerstörten Bauernhöfen im Wartheland und als Büroleiter von Godber Nissen.
Nach Kriegsende wurde Henselmann zunächst Stadtbaurat in Gotha, dann 1946 Direktor an der Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar und 1949 Abteilungsleiter am Institut für Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Berlin (DDR). Er übernahm die Meisterwerkstatt I und wurde zusammen mit den Meisterwerkstätten II, Hanns Hopp, und III, Richard Paulick, aufgefordert, Vorschläge für die Neubebauung der Stalinallee zu entwickeln. Obwohl die „modernistische Architekturauffassung“ seines Entwurfs für das Hochhaus an der Weberwiese politisch infrage gestellt worden war, erhielt er trotzdem den Zuschlag und errichtete das Haus im Stil des Sozialistischen Realismus ebenso wie die nachfolgende Bebauung am Strausberger Platz. Mit seiner Ehefrau und acht Kindern bezog er selbst eine in der 6. Etage liegende Wohnung am Strausberger Platz, im Haus des Kindes.[4][5] Das Frankfurter Tor, wo Henselmann Betonfertigteile einsetzte, führte zur weitestgehenden Industrialisierung des Bauwesens. Oscar Niemeyer bezeichnete anlässlich seines Berlin-Besuchs Mitte der 1950er Jahre die Ost-West Magistrale in [Ost-Berlin] als „eine der bedeutendsten Alleen der europäischen Metropolen“. Aldo Rossi stellte während der Mailänder Triennale [1973] die Verkehrsachse als ein legitimes Modell postmoderner Architektur vor, in diesem Zusammenhang verwies Thilo Hilpert auch auf das von Môrice Leroux entworfene Stadtzentrum von Villeurbanne (1927–1931).
Aufgrund seiner Leistungen im Projekt Stalinallee wirkte Henselmann von 1953 bis 1959 als Chefarchitekt beim Magistrat von Groß-Berlin. Anschließend, bis 1964, war er Chefarchitekt des Instituts für Sonderbauten der Bauakademie in unterschiedlichen Entwurfsbrigaden. Bis 1967 leitete Henselmann das Institut für Typenprojektierung (VEB) für industrielles Bauen und von 1967 bis zu seiner Pensionierung 1972 das Institut für Städtebau und Architektur der Bauakademie.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden die verschiedenen Bauinstitute der DDR abgewickelt, Henselmann bot 1991 dem Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main seinen Nachlass zur Übernahme an. Doch das Museum, vertreten durch seinen damaligen Direktor Vittorio Magnago Lampugnani, lehnte ab. So überließ Hermann Henselmann schließlich dem Archiv der Akademie der Künste Berlin alle seine Arbeitsunterlagen. Der schriftliche Nachlass wird in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden bewahrt.
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