Kloster Lehnin

 65 Km von Berlin


 50 Minuten von Berlin



Klosterkirche



 

Das Kloster Lehnin wurde im Jahr 1180 durch Markgraf Otto I. 📖 gegründet und ist das älteste Zisterzienserkloster in der Mark Brandenburg. 1183 wurde mit dem Bau begonnen, geweiht wurde es 1262.  Am 14. April 1192 nimmt Papst Coelestin III. das Kloster Lehnin in den päpstlichen Schutz, bestätigt seinen Besitz, insbesondere die Schenkungen Markgraf Ottos (II. von Brandenburg), und gewährt die freie Sepultur (Grablegungen). Nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs erbaute Kurfürst Friedrich Wilhelm in den Gebäuden ein Jagdschloss, in dem sich seine Frau Luise-Henriette von Oranien häufig aufhielt. Im Zuge der Reformation nach Martin Luther begann 1542 die Auflösung, veranlasst durch Kurfürst Joachim II. 📖 (*13.01.1505 in Cölln, †3.01.1571 in Köpenick). Mit dem Verkaufserlös füllte er seine stets leeren Taschen. Die ehemalige Klosteranlage wurde nun bis 1911 als Domäne und Rittergut genutzt.



Die Klosterruine Lehnin von Westen
Eduard Gaertner, 1858
Stadtmuseum Berlin



Mit dem Bau der Klosterkirche wurde zwischen 1185 und 1190 begonnen, zunächst im romanischen Stil, vollendet schließlich 1262 im gotischen Stil. Sie gilt als einer der bedeutendsten Backsteinbauten in der Mark Brandenburg. So, wie sie heute zu sehen ist, handelt es sich um eine Rekonstruktion aus den Jahren 1871 bis 1877. Die Grabplatte von Markgraf Otto VI. der Kleine (*um 1255, †06.07.1303) ist in die Nordwand des Chores eingelassen.


Kornspeicher



Das Königshaus aus dem frühen 14. Jahrhundert erhielt Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Namen von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, nachdem er es erworben hatte. Es war zuvor vermutlich das Hospital des Klosters.





Theodor Fontane
"Wanderungen durch die Mark Brandenburg"
Band 3, 1873

"Lehnin war nicht nur das älteste Kloster in der Mark, es war auch, wie schon hervorgehoben, das reichste, das begütertste, und demgemäß war seine Erscheinung. Nicht dass es sich durch architektonische Schönheit vor allen andern ausgezeichnet hätte (nach dieser Seite hin wurde es von Kloster Chorin übertroffen), aber die Fülle der Baulichkeiten, die sich innerhalb seiner weitgespannten Klostermauern vorfand, die Gast- und Empfangs- und Wirtschaftsgebäude, die Schulen, die Handwerks- und Siechenhäuser, die nach allen Seiten hin das eigentliche Kloster umstanden, alle diese Baulichkeiten, eine gotische Stadt im Kleinen, deuteten auf die Ausgedehntheit und Solidität des Besitzes.


Der stattliche Mittelpunkt des Ganzen, die zahlreichen Giebel überragend, war und blieb die hohe Klosterkirche,  deren mit Kupfer gedeckter Mittelturm dunkel bronzefarben in der Sonne glänzte. Diese Kirche (das Wesentliche ihrer äußeren Erscheinung habe ich schon beschrieben) war ihrer architektonischen Anlage nach eher schlicht als schön, mehr geräumig als prächtig, aber das Leben und Sterben der Geschlechter, Hoffnung und Bangen, Dank und Reue hatten die weiten Räume im Lauf der Jahrhunderte belebt, und die ursprünglich kahlen Wände und Pfeiler waren unter der Buntheit der Dekoration, unter dem wachsenden Einfluss von Licht und Farbe, von Reichtum und Schmuck zu einem immer schöneren und immer imposanteren Ganzen geworden. Seitenaltäre mit Bildern und Kruzifixen, Nischen mit Marienbildern und ewigen Lampen (oft gestiftet, um schwere Untat zu sühnen) zogen sich an Wand und Pfeiler hin, in den langen Seitenschiffen aber lagen die Leichensteine der Äbte, ihr Bild mit Mütze und Krummstab tief in den Stein geschnitten, während an der gewölbten Decke hin, schlanken Leibs und lächelnden Gesichts, die reichvergoldeten Gestalten der Heiligen und Märtyrer schwebten. In einer der Seitenkapellen lag der Grabstein Abt Siebolds, den die Nahmitzer erschlagen hatten.


Einem reichen Schmuck an Bildwerken, an Erinnerungszeichen aller Art begegnete das Auge des Beschauers, wenn es vom Mittelpunkt der Kirche aus in die Kreuz- und Seitenschiffe niederblickte, aber die eigentliche Bedeutung von Kloster Lehnin erschloss sich ihm erst, wenn er, den Blick nach Westen hin aufgebend, sich wandte, um, statt in das Längsschiff hernieder, in den hohen Chor hinauf zu sehn. Unmittelbar vor ihm, in den Fußboden eingelassen, sah er dann schlicht und unscheinbar den Stumpf der Eiche, unter der Markgraf Otto, der Gründer des Klosters, seinen Traum gehabt hatte; zwischen dem Stumpf und dem Altar aber lagen die Grabsteine der Askanier, elf an der Zahl, die hier innerhalb des Klosters, das ihr Ahnherr ins Leben gerufen, ihre letzte Ruhestatt gesucht und gefunden hatten.


Elf Askanier lagen hier, und einträchtig neben ihnen drei aus dem Hause der Hohenzollern, Friedrich mit dem Eisenzahn, Johann Cicero und Joachim I. Dieser stand nur ein einziges Jahr in der Gruft (von 1535-36), dann wurde sein Sarg wie der Sarg seines Vaters und Großoheims nach Berlin hin übergeführt, wo ihnen im Dom eine Stätte bereitet war. Jener Tag der Überführung der drei Särge von Lehnin nach dem Dom in Cöln an der Spree war recht eigentlich der Todestag Lehnins. Die Güter wurden eingezogen (wie ich das im vorigen Kapitel erzählt), und innerhalb zwanzig Jahren war die Umwandlung vollzogen - der Klosterhof war ein Amtshof geworden. Der Krieg kam und begann sein Werk der Zerstörung, aber schlimmer als die Hand der Schweden und Kaiserlichen, die hier abwechselnd ihr Kriegswesen trieben, griffen in Zeiten tiefsten Friedens die Hände derer ein, die am ehesten die Pflicht gehabt hätten, diese alte Stätte zu schützen und zu wahren - die Um- und Anwohner selbst. Freilich waren diese Um- und Anwohner zumeist nur solche, die weder selbst, noch auch ihre Väter und Vorväter, das alte Lehnin gekannt hatten. 1691 waren Landleute aus der Schweiz nach Amt Lehnin berufen worden, um bessere Viehzucht daselbst einzuführen. Kloster Lehnin ward nun ein Steinbruch für Büdner und Kossäthen, und Haue und Pickaxt schlugen Wände und Pfeiler nieder. Die Regierungen selbst (namentlich unter Friedrich Wilhelm I.) nahmen an diesem Vandalismus Teil; man wusste nicht was man tat, und weil die ganze Zeit diese Pietät nicht kannte, geziemt es sich auch nicht, dem Einzelnen einen Vorwurf daraus zu machen, dass er die Anschauungsweise teilte, die damals die gültige war. Kloster Lehnin, wär es nach dem guten Willen seiner Schädiger gegangen, würde nur noch eine Trümmerstätte sein, aber das alte Mauerwerk erwies sich als fester und ausdauernder als alle Zerstörungslust, und so hat sich ein Teil des Baues durch seine eigene Macht und Widerstandskraft bis in unsere Tage hinein gerettet.


Werfen wir einen Blick auf das, was noch vorhanden ist, von der Kirche sowohl wie von der ganzen Kloster-Anlage überhaupt! Der älteste Teil (der romanische) steht; der gotische Teil liegt in Trümmer. Da wo diese Trümmer an den noch intakt erhaltenen Teil der Kirche sich lehnen, hat man jetzt eine Quermauer gezogen und mit Hülfe dieser das Zerfallene von dem noch Erhaltenen geschieden. Das lange gotische Schiff hat dadurch freilich aufgehört ein Längsschiff zu sein und ist ein Kurzschiff geworden; die Seitenschiffe fehlen ganz, und die Pfeilerarkaden, die sonst aus dem Hauptschiff in die Nebenschiffe führten, bilden jetzt (nachdem die offenen Rundbogen vermauert wurden) die Seitenwände des einen kurzen Schiffs, das überhaupt noch vorhanden ist. An die Stelle frischer Farben ist jetzt die leblose weiße Tünche getreten, und Reparatur bedürftige Kirchenstühle, über denen sich an einer Seite des Schiffs eine ebenfalls hinfällige Empore mit vergilbten Brautkronen und Totenkränzen entlangzieht, steigern eher die Dürftigkeit des Anblicks, als dass sie ihn minderten. Den Fußboden des Schiffs entlang, abgetreten und ausgehöhlt, liegen rote Fliesen; die Grabsteine sind fort, ebenso die schwebenden Heiligen mit roten Bändern und Goldschein hoch oben an der Decke. Alles was einst glänzte und leuchtete ist hin; der Altarschrein mit Schnitzwerk und Bilderpracht hat seine Stelle gewechselt, und statt des Purpurs und Brokats ist die übliche schwarze Decke (die mehr zu einem Trauer- als zu einem Freudenmahle passt) über den schlichten Altartisch gebreitet. Nur der alte, inzwischen halb zu Stein gewordene Eichenstumpf, die lebendige Wurzel, aus der einst dies Kloster erwuchs, ist ihm geblieben und hat alles überdauert, seinen Glanz und seinen Verfall. Nichts mehr von Nischen und Marienbildern, von Kapellen und askanischen Grabsteinen; nur Otto VI., auch Ottoken genannt, Schwiegersohn Kaiser Rudolphs von Habsburg, der als Akoluth des Klosters verstarb, behauptet - auch in künstlerischer Beziehung ein interessantes Überbleibsel aus geschwundener Zeit — seinen Ehrenplatz an alter Stelle. Sein Grabstein liegt mitten im hohen Chor. Die Erinnerungszeichen an Abt Siebold sind zerstört; seine Grabkammer, die noch im vorigen Jahrhundert existierte, ist niedergerissen, und statt des Grabsteins des Ermordeten, der fünf Jahrhunderte lang seinen Namen und die Daten seines Lebens bewahrt hatte, erzählen nur noch die beiden alten Bilder im Querschiff die Geschichte seines Todes. Diese Bilder, wichtig wie sie sind, sind alles andre eher als ein Schmuck. Zu dem Grauen über die Tat gesellt sich ein Unbehagen über die Hässlichkeit der Darstellung, die diese Tat gefunden. Das ursprünglich bessere Bild ist kaum noch erkennbar."



 Reckahn 16 km

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