Rathaus Schöneberg














Bus 104 Rathaus Schöneberg


Das Rathaus Schöneberg, seit 1949 West-Berliner Regierungssitz, Amtssitz des regierenden Bürgermeisters und der alliierten Verbindungsoffiziere sowie Tagungsort des Abgeordnetenhauses, galt während der deutschen Spaltung als weltweites Symbol für den Freiheitswillen der geteilten Stadt. Es bildete bis zur Wiedervereinigung, in deren Folge Senat und Abgeordnetenhaus in das Rote Rathaus im Bezirk Mitte umzogen, unter Regierenden Bürgermeistern wie Ernst Reuter und Willy Brandt das politische Zentrum West-Berlins. Der Rathausvorplatz wurde vor allem in den 50er und 60er Jahren zum Kundgebungs- und Versammlungsplatz; so unter anderem nach dem Mauerbau und zur legendären Rede von John F. Kennedy, während der die Worte "Ich bin ein Berliner" fielen. Vor dem Schöneberger Rathaus erfolgte neben jährlichen Kundgebungen zum 1. Mai auch die Protestkundgebung gegen den persischen Schah am 2. Juni 1967.




Die letzte große Versammlung der Berliner fand mit rund 20.000 Menschen am 10. November 1989 statt, dem Tag nach dem Mauerfall. Am Kaiser-Wilhelm-Platz entstand 1874 der erste Vorläufer des Schöneberger Rathauses, der 1891/92 durch einen Neubau ersetzt wurde. Das enorme Bevölkerungswachstum und die ständige Ausweitung der kommunalen Aufgaben ließen den städtischen Personalbedarf stetig steigen. Schöneberg, seit 1897 im Stadtrecht, ließ am Rudolf-Wilde-Platz (heute: John-F.-Kennedy-Platz) nach Plänen der Architekten Jürgensen & Bachmann das Neue Rathaus errichten, in dem am 25. März 1914 die erste Stadtversammlung stattfand. Charakteristisch für den freistehenden, viergeschossigen Gebäudeblock ist der heute 70 m hohe, leicht vor die Fassade tretende Turm, in dem die 1950 nach dem Vorbild der "Liberty Bell" in Philadelphia errichtete "Freiheitsglocke" untergebracht ist. Sie war auf Initiative des ehemaligen U.S.-Militärgouverneurs der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland, Lucius Dubignon Clay (*23.04.1898 in Marietta/Georgia, †16.04.1978 in Chatham/Massachusetts), zuvor durch 26 Staaten der USA gereist, wobei rund 16 Millionen Amerikaner für den Guss der Glocke gespendet und den Freiheitseid unterzeichnet hatten, der, gemeinsam mit den Unterschriften, noch heute im Rathausturm aufbewahrt wird.

Bildhauerische Schmuckelemente strukturieren die einfache Putzfassade des Rathauses, dessen Sockel aus Sandstein gefertigt ist. Im II. Weltkrieg teilweise schwer beschädigt, erfolgte während der Nachkriegsjahre ein verändernder Umbau unter anderem des Turms (durch Kurt Dübbers *1905, †1987) und der Innenräume (durch Rave & Partner). Bis heute weitestgehend unverändert ist die durch eine ionische Pilaster Ordnung gegliederte Platzfassade, die mit Darstellungen verschiedener Handels- und Handwerkstätigkeiten geschmückt ist. Im 2. Stock liegt zur Linken der Bürgersaal, zur Rechten der Sitzungssaal der Stadt- bzw. Bezirksverordneten. Die Darstellung der bürgerlichen Tugenden am Risalit der Freiherr-von-Stein-Straße verweisen auf den dahinter liegenden Magistrats- bzw. Bezirksamtssitzungssaal. Im Innern beeindruckt die 63 m breite, das gesamte erste Stockwerk einbeziehende Eingangshalle. An Wochenenden findet vor dem Rathaus ein großer Flohmarkt statt.


In den Räumen des Rathaus Schöneberg ist eine Dauerausstellung über die jüdischen Bewohner in Schöneberg und Tempelhof. Die Ausstellung „Wir waren Nachbarn, 160 Biographien jüdischer Zeitzeugen“, ist geöffnet von täglich außer Freitag von 10:00 bis 18:00. Eintritt frei. (Siehe auch: Bayerisches Viertel)


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