Von seinen zahlreichen Kirchenentwürfen für Berlin konnte Karl Friedrich Schinkel 📖 fünf verwirklichen: vier klassizistische Bauten für die nördlichen Vorstädte - die Nazareth Kirche im Bezirk Wedding, St. Paul am Gesundbrunnen (Wedding), St. Johannis in Moabit (Tiergarten) und St. Elisabeth in Mitte sowie den ersten neogotischen Kirchenbau Berlins - und damit wegweisend: die Pfarrkirche des Friedrichswerders. Der Vorgänger war baufällig geworden, und Schinkel entwarf einen Neubau in Form eines römischen Tempels. Auf Anregung des Königs entschloss er sich dann aber für den "Mittelalterstil". Die Begründung erscheint dem heutigen Besucher merkwürdig: Er passe "in diese etwas engere Gegend der Stadt, die durch die Unregelmäßigkeit ihrer Straßen sich dem Altertümlichen nähert". Ihre Doppelturmfront überragte einst den kleinen, dichtbebauten Markt dieser ersten barocken Stadterweiterung. Der Entwurf lehnt sich an gotische Kirchenbauten an, zeigt aber in seiner klaren kubischen Gliederung des Baukörpers und der Fassade deutlich klassizistisches Formempfinden. Für die Bauausführung, die Ludwig Ferdinand Hesse leitete, wählte Schinkel unverputzten Backstein, das typische Material der märkischen Gotik, dessen Renaissance er damit einleitete. Die Kirche blieb nach dem Krieg lange Jahre Ruine.
Seit der Wiederherstellung 1982-87 dient sie als Ausstellungsraum für die Skulpturensammlung des Klassizismus. Ab 2012 war die Kirche für acht Jahre geschlossen. Durch Bauarbeiten in der unmittelbaren Nachbarschaft war das Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach umfangreichen Renovierungen ist sie nun wieder für Besucher geöffnet. Ab Sommer 2020 soll die Kirche dann wieder als Ausstellungsraum dienen für Bildhauerwerke aus dem Bestand der Nationalgalerie von der Schinkel-Zeit bis zum Kaiserreich, natürlich mit der berühmten Prinzessinnen-Statue als Blickfang.
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