Jasień / Gassen


 







185 km von Berlin

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Gassen stammt aus dem Jahr 1321. Die Gemeinde blieb bis 1642 im Besitz der Herren von Wiedebach (Landesdeputierter der Niederlausitz Otto von Wiedebach *1623, †19.05.1659). 1815 kam Gassen als Teil der Niederlausitz zu Preußen und wurde 1818 Teil des Landkreises Sorau. Jasień  gehört zu der Woiwodschaft Lebus (Sitz der Stadt-Land-Gemeinde) und liegt 14 km von der Stadt Żary (Sitz der Kreisverwaltung) entfernt.


In Jasień steht in der Mitte des Ortes eine Pfarrkirche aus dem Jahr 1731. Die erste Predigt fand 1734 statt, 1741 wurde ein Taufbecken errichtet und 1744 ein Kanzelaltar im Presbyterium aufgestellt. 1770 war der Bau des Kirchturms abgeschlossen und auf dessen Spitze wurde eine Wetterfahne angebracht. Auf der Wetterfahne sind die Initialen SVB und die Jahreszahl 1770. Die Buchstaben verweisen wohl auf den ehemaligen Gründer aus der Familie von Bünau. Im Jahr 1872 stürzte während eines Sturms die gesamte Turmspitze ein und verursachte große Schäden. Seine Renovierung begann im gleichen Jahr und bereits im Juli des Folgejahres war die neue Turmspitze fertig. 1890 stiftete der Industrielle Theodor Flöther die Orgel und sieben Jahre später wurde auf dem Turm eine Uhr in Betrieb genommen. Noch bis 1910 wurde die Kirche mit Kachelöfen beheizt und erst ab 1920 an das Stromnetz angeschlossen.

Gassen 1937
(Reichsamt für Landesaufnahme)


Die Kirche wurde in den Jahren 1904, 1955 und 1976 (als die Emporen abgebaut wurden), renoviert. 1999 wurden an der Decke barocke biblische Szenen angebracht, die auf Tafeln aus der abgerissenen evangelischen Kirche in Kozuchow gemalt waren. Die barocke Kirche ist einschiffig aus Backstein mit einem Querschiff, das von Osten her dreieckig geschlossen ist, und von Westen her mit einem Turm, der mit einem Mansardendach bedeckt ist. Der Turm wird von einer kugelförmigen Kuppel mit einer blinden Laterne gekrönt.

aus dem Adressbuch von 1938


Im 18. Jahrhundert hatte der Standesherr auf Gassen, Oberstleutnant Rudolf von Bünau, protestantische Glaubensflüchtlinge aus Schlesien in Gassen angesiedelt. An einer der Kirchenwände (der Chorwand) ist eine Gedenktafel angebracht - mit der Stadtmauer und dem Stadttor, die den Status der Siedlung symbolisieren soll. Die Gedenktafel wurde von Anwohnern zum Gedenken an das 200-jährige Jubiläum der Verleihung der Bürgerrechte gespendet. Auf der Tafel befindet sich auch das Stadtwappen mit zwei Daten: das Jahr der Stadtgründung 1660 (verliehen am 24. Januar 1660 durch Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg) und das Jahr 1855 mit dem Beginn der industriellen Entwicklung der Industrie Stadt (u.a. Tuchfabrik und Wollspinnerei).


Der Industrielle Theodor Flöther (*1824, †1891) gründete 1854 in Gassen eine Schmiede für die Reparatur von Landtechnik. 1870 wurde der Handwerksbetrieb in eine Landmaschinenfabrik mit Serienfertigung umgewandelt, die Anfang der 1880er-Jahren etwa 300 Beschäftigte. Die Firma existierte bis zum Kriegsende 1945.



Pfarrkirche in Jasień


Gleich neben der Kirche steht ein Sühnekreuz - wahrscheinlich das kleinste in Polen.  Im Jahr 1995 wurde bei der Verlegung der Fahrbahn neben der Kirche festgestellt, dass das Kreuz aus einem halben Mühlstein mit einem Durchmesser von 1 m besteht. An der freigelegten und ausgegrabenen Stelle sieht man die Jahreszahl 1813, was wohl das Entstehungsdatum des Kreuzes bedeutet.


Pfarrkirche Jasień


Im obersten Stockwerk der Stadtverwaltung (Urząd Miasta) befindet sich ein kleines Museum mit überwiegend Urkunden, Objekten und Funden zur Stadtgeschichte in der Zeit des 1. und 2. Weltkriegs.


Museum Jasień


Geöffnet ist das Museum von Montag bis Freitag von 08:00 bis 15:00 Uhr, Eintritt frei.


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