Berliner Schloss
Kuppel vom Humboldt-Forum |
Öffnungszeiten:
ab 21.07.2021
Mo, Mi, Do, So 10:00 - 20:00 Uhr
Fr, Sa 10:00 - 22:00 Uhr
Di geschlossen
bis 12.11.2021 Eintritt frei
Das Restaurant-Café Humboldt Terrassen mit Panoramaterrasse ist durchgängig während der Ausstellungszeiten von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.
aus: Baedeker Berlin 1891
"Das königliche Schloss bildet ein Rechteck von fast 200m Länge und 117m Breite und umschließt zwei größere und zwei kleinere Höfe, welche durch fünf mit Nummern bezeichnete Portale von außen zugänglich sind. Die Fassade erhebt sich in vier Geschossen 30m hoch, die Kuppel bis zu 70,6m. Die Baugeschichte des Schlosses beginnt mit der 1451 vollendeten Burg Kurfürst Friedrichs II. längs der Spree. Dieser fügte Joachim II. seit 1538 durch Caspar Theyss [Caspar Theiss (auch Caspar Theyß, * um 1510, †um 1550 in Berlin] einen neuen Flügel (am Schlossplatz) hinzu, vor welchem eine "Stechbahn" für die Ritterspiele lag, das ganze ein reiches, von den Zeitgenossen vielgepriesenes Werk der deutschen Renaissance. Kurfürst Johann Georg vollendete durch 1580-95 ausgeführte Bauten die Umschließung des östl. Hofes, welchem in der Folge ein zweiter (westl.) Hof angefügt wurde. Unter dem Großen Kurfürsten, welcher zunächst den Anlagen und Bauten des Lustgartens sein Interesse zuwandte, wurden durch Nering [Johann Arnold Nering * 13.01.1659 in Wesel, †21.10.1695 in Berlin]1681 ein Thronsaal, 1685 die Rundbogengallerie an der Spree errichtet.
Der Prachtliebe seines Nachfolgers, des letzten Kurfürsten und ersten Königs, Friedrich I., genügte diese Erweiterung nicht. 1699 wurde unter Schlüters Leitung ein umfassender Erneuerungsbau begonnen, welcher die bisherigen ungleichartigen Bauten durch ein einheitliches Gebäude in mächtigen Verhältnissen ersetzen sollte. Schlüters Riesenplan ist nicht ganz zur Ausführung gekommen; die an der Spreeseite liegenden Teile und der Querflügel sind in alter Form erhalten. 1706 schied der Meister aus der Bauleitung aus, nachdem der Umbau des auf 90m Höhe projektierten sog. Münzturms (an der nordwestlichen Ecke, wo heute die Säule mit der Taube steht) missglückt war. Auch sein Nachfolger Eosander [Johann Friedrich Nilsson Eosander, seit 1713 Freiherr Göthe, genannt Eosander von Göthe, *23.08.1669 in Stralsund, †22.05.1728 in Dresden], von dem die Architektur des größeren Schlosshofes und die Front an der Schlossfreiheit herrührt, vollendete den Bau nicht, welcher erst 1716 durch Böhme zum vorläufigen Abschluss kam. Friedrich II. und Friedrich Wilhelm II. ließen nach ihrem Regierungsantritt die von ihnen bewohnten Räume mit einem neuen, im Stil ihrer Zeit gehaltenen Ausbau versehen. 1824 baute Schinkel die Zimmer Friedrichs II. für den damaligen Kronprinzen um. Seit dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. endlich, der durch den von Stüler und Schadow ausgeführten Bau der neuen kuppelgeschmückten Kapelle im Westflügel 1845-52 die äußere Erscheinung des Schlosses in glücklichster Weise bereicherte und die Terrasse am Lustgarten hinzufügte, ist die durchgreifende Ausbesserung des Äußeren (in Zementputz) sowie eine allmähliche Wiederherstellung des gesamten Inneren in Angriff genommen worden. - Zur Zeit Friedrichs d. Großen diente das Schloss noch als Wohnung fast der ganzen kgl. Familie, enthielt sämtliche Sammlungen und war Sitz mehrerer Behörden. Seiner früheren Bestimmung ist es durch Kaiser Wilhelm II. wiedergegeben worden, indem es jetzt außer den Repräsentationsräumen und den Räumen für fürstliche Gäste auch die 1888 neu eingerichteten Wohnungen der kaiserl. Familie enthält. Sie liegen im ersten Stockwerk nach dem Schlossplatz zu, die des Kaisers zwischen Portal I, über welchem sich der Sternensaal mit den Fahnen und Standarten sämtlicher Berliner Regimenter befindet, und Portal II, die der Kaiserin Auguste Viktoria weiterhin nach der Schlossfreiheit zu. Eine aufgezogene Purpurstandarte (auf der Nordseite) deutet die Anwesenheit des Kaisers im Schlosse an."
Humboldt Forum
Im Jahr 2002 erfolgte der Beschluss des Deutschen Bundestags zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses und es entstand ein modernes Museumsgebäude mit drei rekonstruierten Fassaden des ehemaligen Schlosses. Im Dezember 2020 wurde der Bau als "Humboldt Forum", benannt nach dem Forschungsreisenden Alexander von Humboldt eröffnet. In dem Gebäude werden sich neben dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst auch die Berlin-Ausstellung des Stadtmuseums und das sogenannte Humboldt-Labor der Humboldt-Universität befinden. Mit der Eröffnung von Ausstellung ist das Humboldt-Forum ab dem 20.07.2021 für das Publikum geöffnet.
Humboldt-Forum Innenhof |
Am 7. September 1950 wurde das schon im Krieg stark zerstörte Schloss auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt. Trotz verschiedener Initiativen und Appelle von Seiten der Berliner, von Künstlern und Historikern - eine Entscheidung des Zentralkomitees der SED unter der Führung von Generalsekretär Walter Ulbricht. Dieser erklärte: „Das Zentrum unserer Hauptstadt, der Lustgarten und das Gebiet der jetzigen Schlossruine, müssen zu dem großen Demonstrationsplatz werden, auf dem der Kampfwille und Aufbauwille unseres Volkes Ausdruck finden können.“
Heiztechnik im Schlosskeller von 1894 |
Die Abrissarbeiten dauerten fast ein halbes Jahr. Dennoch: am 13.11.1950 beauftragte das damalige Ministerium für Bauwesen der DDR einen Architekten mit der Erstellung eines „Gutachtens über die Wiederaufbaukosten des Berliner Schlosses“. Das Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass die Wiederaufbaukosten etwa 32 Millionen DM betragen würden (vielleicht ein weiteres Argument für den Abriss). Darin heisst es unter anderem:
"Stülerkapelle: Kuppel durchschlagen, Wandverkleidungen 80% erhalten. Portal V., von höchstem künstlerischen Wert, Rittersaal 97% zerstört. Die ersten Schäden traten durch Bombeneinwirkung 1943 ein. Es wurde die am Lustgarten liegende Bildergalerie mit den darüber befindlichen Königskammern im Innern vollständig und am Außenmauerwerk teilweise zerstört. Weiterhin entstanden Schäden an den Dächern des Schlossplatzflügels. Durch den schweren Angriff vom 4.2.1945 entstanden jedoch die Hauptschäden. Mit Ausnahme des Weißen Saales, der Marmortreppe und der Erdgeschossräume am Schlossplatz wurden die Dächer und der ganze Innenausbau ein Raub der Flammen. Der Rest wurde durch Beschuss am 1.5.1945 weiterhin beschädigt. Der an der Spree gelegene Gebäudetrakt hat am meisten gelitten..."
Skulpturensaal |
Der deutsche Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Ernst Gall, (*17.02.1888 in Danzig, †05.08.1958 in München), ehemaliger Direktor der preußischen Schlösser und Gärten kam zu spät, als sein Artikel in der Zeitschrift "Kunstchronik" erschien. Das Berliner Schloss war verschwunden.
Als erstes war im September 1950 der am Spreeufer gelegene Apothekenflügel zusammen mit den ältesten Teilen der kaiserlichen Residenz gefallen. Am 15. September zerstörte man die Abschnitte an der Schlossfreiheit, danach Bereiche am Schlossplatz. Ende Oktober war auch das noch gut erhaltene Portal I verschwunden. Am 14. November fiel der Schlüterhof, während das Eosanderportal und die Reste der Kuppel darüber, ein Wahrzeichen der Stadt, als letzte am 30. Dezember um 15 Uhr in einer riesigen Dreckwolke in sich zusammensanken.
Berlin, Marx-Engels-Platz |
Knapp 16 Jahre später wurde an Stelle des ehemaligen Berliner Schlosses der Palast der Republik am 23. April 1976 nach 32-monatiger Bauzeit eröffnet. Zuvor war das geräumte Areal ab dem 1. Mai 1951 in Marx-Engels-Platz umbenannt worden, erhielt eine Tribüne und diente als Fest- und Aufmarschplatz sowie als Parkplatz.
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