Vier Richter
Ort: Berlin, Magdeburger Platz 1
Arbeitsgericht Berlin
Ernst Ruben, †19.01.1944
Martin Matzdorf, †14.12.1942
Kurt Kronheim, †02.09.1942
Berthold Auerbach, †14.12.1942
In Berlin gibt es 8.764 Stolpersteine, ein Projekt des deutschen Künstlers Gunter Demnig, mit dem an die verfolgten und ermordeten Menschen erinnert wird, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Vier davon findet man vor dem Eingang zum Arbeitsgericht - Gedenken an vier Richter in Berlin.
Ernst Ruben - (*21.09.1880 in Berlin, †19.01.1944 in Eberswalde), Vater Louis und Mutter Eva geb. Hirschberg, leitender Richter am Arbeitsgericht in Berlin. Er hatte Rechts-, Politik- und Sozialwissenschaft in Freiburg und Berlin studiert, zudem studierte er Ethnologie und Geschichte. Seit 1920 Mitglied der SPD und im republikanischen Richterbund. Als Jude von den Nationalsozialisten vom Richteramt entlassen. Am 09.01.1939 wurde in der Geburtsurkunde von Ernst Ruben per Stempel vermerkt: "Aufgrund der Zweiten Verordnung vom 17. August 1938 zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen führt das nebenbezeichnete Kind zusätzlich den Vornamen Israel." [Das wurde am 14. Oktober 1965 rückwirkend widerrufen]. Er starb an einer verweigerten Behandlung an einem Knöchelbruch im November 1944.
Martin Matzdorf - (*12.06.1877 in Briesen, †14.12.1942 in Auschwitz), studierte Jura in Berlin und begann 1917 als Richter beim Landgericht in Guben. Am 01.12.1913 heiratete er Anna Elisabeth Michaelis. Seit Juli 1927 war er Richter beim Arbeitsgericht in Berlin, 1933 zwangsweise von den Nationalsozialisten vom seinem Amt beurlaubt und in November 1933 entlassen. Anfang Dezember 1942 kamen er und seine Frau Anna in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 - sie wurden am 15. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und dort in den Gaskammern ermordet.
Kurt Kronheim - (*30.01.1905 in Danzig, †02.09.1942 in Auschwitz), Vater Georg und Mutter Sophia, studierte an den Universitäten Hamburg, Freiburg im Breisgau und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften, Mitglied im Demokratischen Studentenbund. Am 11. Mai 1931 wurde er als Gerichtsassessor vereidigt und wurde im gleichen Jahr stellvertretender Vorsitzender am Arbeitsgericht Berlin. Kurt Kronheim war einer der fünf Richter am Berliner Arbeitsgericht, die auf Druck der Nationalsozialisten am 23.03.1933 zwangsweise von ihrem Dienst „beurlaubt“ und kurz darauf suspendiert wurden. Er emigrierte nach Frankreich und ließ sich wohl in Paris nieder. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs und dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht wurde er, wie fast alle deutschen Emigranten, interniert und 1942 Richtung Osten deportiert. Über das Sammellager Drancy bei Paris wurde Kurt Kronheim am 26.08.1942 nach Auschwitz transportiert und dort vier Tage nach der Ankunft am 02.09.1942 ermordet.
Berthold Ludwig Auerbach, (*23.07.1888 in Berlin, †14.12.1942 in Minsk), Vater Jeal und Mutter Jenny. Nach seinem zweiten Staatsexamen Mitte September 1919 zum Gerichtsassessor ernannt. Ab 1927 Vorsitz als Amtsgerichtsrat im Arbeitsgericht Berlin und ab 1932 Voristzender für Rechtsfragen in Tarifverhandlungen in Berlin. 1933 wurde ihm die richterliche Tätigkeit von den Nationalsozialisten verboten - zum 1. Februar 1934 wurde er in den "Ruhestand" versetzt. Nach der Pogromnacht im November 1938 wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt und dort für mehrere Wochen festgehalten. Am 16.02.1939 wurde in der Geburtsurkunde von Berthold Auerbach per Stempel vermerkt: "Aufgrund der Zweiten Verordnung vom 17. August 1938 zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen führt das nebenbezeichnete Kind zusätzlich den Vornamen Israel." [Das wurde am 7. Januar 1953 rückwirkend widerrufen].
Am 24. Juni 1942 deportiert wurde Berthold Auerbach zusammen mit seiner Frau Gertrud erneut deportiert. Der Transport von über 700 Menschen ging über Königsberg nach Minsk. Bei deren Ankunft am 26.06.1942 wurden sie dort vergast, erschossen oder zur Zwangsarbeit gezwungen.
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