Görlitz





 216 km von Berlin


Der Görlitzer Obermarkt von Westen

Öl auf Kupfer, v. unbekannt, 1827
(Quelle: Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften, Görlitz)



Görlitz 1938 (Quelle: digitale Sammlungen)


Stadtgeschichte aus der Sicht von 1938
(Quelle: Adressbuch)








Rathaus Görlitz


Seit dem Jahr 1369 ist das Rathaus von Görlitz durch eine Urkunde des Görlitzer Rats erstmals belegt. Die prachtvolle Innenausstattung geht zurück in die Renaissancezeit. Nachdem 1303 die Stadt das Magdeburger Stadtrecht erhalten hatte, wurde mit der Planung eines Verwaltungsgebäude begonnen. Der ältete Teil ist am Untermarkt 6 mit dem Rathausturm. Dieser war Anfang des 16. Jahrhunderts aufgestockt worden. Im Jahr 1524 bekam er eine Uhr mit zwei Zifferblättern, die 1584 vom Stadtrichter und Görlitzer Bürgermeister Bartholomäus Scultetus (*14.05.1540 in Görlitz, †21.06.1614 ebenda) zu einer zwölfstündigen umgebaut wurde. In der Mitte Ziffernblattes befindet sich der Kopf des Stadtwächters. Ebenfalls verband dieser die normale Tageszeituhr mit der darüber befindlichen Mondphasenuhr. Der äußere Ring der Mondphasenuhr zeigt die 24 Stunden. Auf dem mittleren Ring sind die Mondphasen und auf dem inneren Ring der Kalendertag.






Der Rathausturm ist der höchste Aussichtsturm von Görlitz mit 191 Stufen nach oben (geöffnet von März bis Dezember von Mittwoch bis Sonntag). Dem Ratswerkmeister Wendel Roskopf dem Älteren (*05.02.1485-1490, †25.06.1549 in Görlitz) ist die Verkündungskanzel neben der Rathaustreppe zu verdanken. Er brachte dieses Stück zwischen 1537 und 1538 an das Rathaus an. Als Zeichen für die hohe Gerichtsbarkeit des Rates erhielt die Verkündungskanzel 1591 das Standbild der Justitia. Heute verweist das Wappen von König Matthias von Ungarn und Böhmen auf die Zugehörigkeit von Görlitz zur Oberlausitz.



Unverändert bis heute: (Quelle: "Dr. Friedrich Blau, Görlitz, 1889)



Dreifaltigkeitskirche


Geöffnet täglich vor dem 29. März von 10:00 bis 16:00 Uhr, nach dem 29. März von 10:00 bis 18:00 Uhr.

Östlich vom Obermarkt ist die im Jahr 1245 geweihte ehemalige Klosterkirche, sie stand damals noch vor den Toren der Stadt. Das heutige Erscheinungsbild entstand nach Umbauten im 14. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Nach der Reformation blieb sie für einige Zeit ungenutzt, die Weihe zur Heiligen Dreifaltigkeit erhielt sie 1715 nach einer Renovierung. Die heutige Bemalung des Altars stammt von 1810. Dessen Schöpfer war der Bildhauer Caspar Gottlob von Rodewitz (* im September 1679 in Oderwitz, †13.03.1721 in Görlitz), der mit diesem Altar 1713 sein Hauptwerk geschaffen hatte.


Dreifaltigkeitskirche


Die Kanzel entstand 1670, auf ihr sind die zwölf Apostel dargestellt. Die Holzarbeiten stammen von Wenzel Hempel aus dem schlesischen Krummhöbel, die Bemalung von Johann Geisius. Die Kanzel gilt als Hauptwerk der evangelischen Kunst des frühen Barock in der Oberlausitz. Bei der Erweiterung der Kirche im 15. Jahrhundert wurden Teile des Kreuzganges als südliches Seitenschiff in das Gebäude integriert. Das Gewölbe erhielt etwa um 1430 eine reiche Ausmalung.


ehemaliger Kreuzgang


Der Flügelaltar wurde nach seiner Restaurierung im September 2001 der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht und war damit erstmals nach 20 Jahren wieder komplett zu sehen und voll funktionstüchtig. Er stand bis 1713 auf dem einstigen Hochaltar im Chorraum. Die "Goldene Maria" entstand wohl zwischen 1510 und 1515 in einer Breslauer Werkstatt.





In „Geschichte von Görlitz“ von C. G. Theodor Neumann, 1850, werden die Anfänge der Pfarrkirche St. Peter und Paul wie folgt beschrieben:

"Diese Kirche wurde angeblich im Jahr 1234 durch einen Markgrafen von Brandenbug zugleich mit dem Franziskanerkloster begründet und mit letzterem am 20. August 1245 durch Bischof Konrad I. von Meißen zu Ehren des heil. Franziskus und der Maria geweiht. Bei Erweiterungen der Stadt über die Neustadt m Jahr 1255 kam Kloster ud Kirche in die Mauern der Stadt. Die erste Länge der Kirche ging bis an den großen Bogen und ihre Breite war die der beiden Gewölbe nach dem Markte zu.

Am 21. März 1376 wurde die Mauer des alten Chor's um den Hochaltar abgebrochen und am 15. Mai 1371 der Grundstein zur neuen gelegt; im Jahr 1381 wurde der Chor fertig bis zum Gewölbe, desgleichen auch an der Barbarakapelle gebaut, welche 1385 eingeweiht ward. 1382 kam eine Orgel und vier bunte Glasfenster auf den Chor. 1385 wurden die ersten Chorgestühle, 1484 die letzten gesetzt und damals die Inschrift angebracht; die goldene Marie, deren Beschreibung unten, stammt aus dem Jahr 1383; die Gewölbe der bis dahin nur mit Holz geschlossenen Kirche aus dem Jahr 1450.

 In letzterem Jahre, einem Jubeljahre, erwiesen sich die Einwohner als sehr mildtätig, daher die großen Bauten an der Kirche. 1508 wurde die Giebelmauer gegen das Reichenbacher Tor zu neu aufgebaut. 1512 wurde das große Fenster gegen Morgen, zwei im Chor und drei in der Saktristei gegründet. 1666 wurde die Kirche in- und auswendig gereinigt und mit neuen Fenstern versehen. 1691 wurde die alte Orgel und der darunter befindliche Chor eingerissen, und über den Canonicatstühlen der Chor für die Lehrer und Schüler gebaut, eben so gegen Mitternacht ein Chor für die Sänger, eins gegen Mittag über St. Barbara Kapelle, auch vier neue Beichtstühle und 1692 die (gegen 360 Taler kostende) neue Orgel aufgestellt. Im Februar 1693 wurde die Schul- und Schließglocke umgegossen. 1712 kam hinter den Altar ein neues Fenster, bei welcher Gelegenheit leider auch die gemalten Glasscheiben, wegen der Heiligenbilder, von M. Schäfer, beseitigt wurden. 1745 wurde dieser Bau vollendet und in der neuen Halle, nachdem am 6. März 1715 ein Ratsdekret der Kirche den Namen: zur heiligen Dreifaltigkeit verliehen hatte, über der Tür das steinerne Bild der Dreifaltigkeit gestellt. 1730 wurde die ehemalige Halle nach dem Markt zu neu aufgebaut; 1775 die äußere Mauer der Sakristei schöner aufgebaut und in derselben ein Stübchen eingerichtet. 1777 brach man die alten Läden ab und legte neue an, welche im Jahr 1840 gänzlich beseitigt wurden. Wann der Turm, Mönchsturm "Mönch, vulgär: Mönnich" noch heute genannt, entstanden ist nicht nachzuweisen. Am 27. Juni 1605 schlug der Blitz in den Turm, ohne zu zünden, zertrümmerte aber teilweise den Balken, auf welchem das Joch der Glocke ruhte. Da das Holzwerk der Spitze sehr beschädigt war, wurde solche 1607 verbessert und um 18 Ellen erhöht, zugleich ein vergoldeter Knopf und eine Fahne darauf gesetzt, das Dach aber mit Blei gedeckt. Eine Neudeckung geschah nun 1824, bei welcher Gelegenheit auch der Turm abgeputzt ward. Im Jahr 1837 hatte sich die Spitze des schlanken Turmes so geneigt, dass ein Herabsturz derselben zu befürchten war. Eine desfallsige Untersuchung ergab, dass der obere Teil des Turmes im Holzwerk schadhaft und die eiserne Spille mit Knopf und Fahne aus der Befestigung gewichen war. Am 14. August 1837 nahm der Schieferdeckmeister Erner beide herab und setzte sie später wieder auf..."

 



Pfarrkirche St. Peter und Paul

Google Maps

Schon von Weitem sichtbar ist die über dem Neißetal gelegene Pfarrkirche St. Peter und Paul (auch Peterskirche) mit den beiden 84 Meter hohen Türmen aus Kunststein von 1891. Sie gehörte einst zur Burg des Landesherren.


Peterskirche Görlitz




Hauptkirche der Stadt wurde sie 1372 und 1423 begann der Umbau zur spätgotischen fünfschiffigen Hallenkirche, fertiggestellt 1497. Die mittelalterliche Ausstattung ging beim Brand von 1691 verloren, aber schon kurz darauf wurde das Innern der Kirche wieder geschmückt: 1695 mit dem Altar von dem Bidhauer George Heermann (*um 1640 in Weigmannsdorf bei Lichtenberg, †nach 1700 in Dresden) und 1703 mit der Orgel vom Orgelbauer Eugenio Casparini (*14.02.1623 in Sorau, Niederlausitz, †12.09.1706 in Wiesa bei Greiffenberg)


Peterskirche Görlitz


In „Geschichte von Görlitz“ von C. G. Theodor Neumann, 1850, werden die Anfänge der Pfarrkirche St. Peter und Paul wie folgt beschrieben:

„Die Zeit der ersten Begründung dieses Prachtwerkes mittelalterlicher Baukunst ist unbekannt, und das Jahr 966, welches man in Chroniken angegeben findet, entbehrt jeden Grundes. Sie wurde auf demselben Felsenhügel errichtet, auf welchem im Jahr 1131 Sobieslaw [Soběslav I. (* nach 1068, †14.02.1140 in Hostin Hradec), Herzog von Böhmen] die Burg Görlitz baute und früher ein heiliger Hain war, woher noch jetzt der Name: Hainwald.

Im Jahr 1225 wurde die alte Kirche umgebaut und am 19. Mai (Pfingstmontag) durch Bruno III. Bischof von Meißen eingeweiht [eigenltich Bruno II. von Porstendorf (*vor 1209, †04.12.1228) war Bischof von Meißen von 1209 bis 1228]. So wurde im 14. Jahrhundert mehrmals an ihr gebaut, daher bewilligte Usuardus und andere Kardinäle im Jahr 1317 der Kirche einen Ablass. Im Jahr 1340 schlug der Blitz in die Orgel, sie verbrannte und die neue Orgel ward über die doppelte Halle gesetzt. Im Jahr 1423 legte man den Grundstein zur schon längst projektierten – im Jahr 1412 finden sich in den Stadtbüchern bereits Legate dazu – Erweiterung der Kirche. Die alte Kirche bestand nur aus dem Langhause mit den beiden Türmen und zwei Reihen Pfeilern. Doch störten die Hussitenkriege und die unruhigen Zeiten unter König Podiebrad [Georg von Podiebrad (auch: Georg von Kunstadt und Podiebrad (*06.04.1420 vermutlich auf Burg Poděbrady, † 22.03.1471 in Prag) war von 1458 bis 1471 König von Böhmen] den Bau, welcher erst seit dem Jahr 1457 mit Energie betrieben und 1497 vollendet wurde. 1453 und 1457 traf wiederum der Blitz die Kirche, und zwar beide mal den kleinen Turm, welcher hierauf umgebaut und mit Ziegeln gedeckt wurde, während er seit 1379 mit Kupferblech gedeckt gewesen war. Am 12. Juli 1472 wurden auf der Viehweide die erste große Glocke: Susanna genannt und das Schließ-Glöcklein gegossen. 1474 erneuerte man die Orgel mit einem Kostenaufwande von 4000 Fl. [Gulden] und trug noch 1495 den ältesten Pfeiler ab, nachdem er durch den Umbau überflüssig geworden war. Die Weihe im Jahr 1457 (durch Kaspar v. Schönberg, Bischof zu Meißen [* um 1395, †31.05.1463 in Meißen]), und die Vollendung im Jahr 1497 verewigt eine (scheinbar aus dem 17. Jahrhundert) stammend Inschrift links von Hauptportale. Da 1516 die Salve-Glocke entzwei sprang, wurde durch Merten und Andres Hilliger im Graben beim Frauenturme eine 165 Zentner wiegende Glocke gegossen, und dabei viele schlechte Görlitzer Pfennige eingeschmolzen. Die Glocke, welche 1517 durch Pfarrer Martin Faber „Maria“ getauft war, hing anfänglich in einem neben der Kirche befindlichen Glockenhause, und wurde 1531 auf den Turm gezogen, von welchen aus sie am Adventsabende 1531 zum ersten male ihre volle Stimme ertönen ließ. 1531 trug man die hohe Spitze auf dem Turm gegen Mittag ab und deckte diesen mit Ziegeln. Den 27. Mai 1536 schlug der Blitz, ohne weiteren Schaden zu bereiten, in der heilige Leichname-Altar. 1547 wurde die Halle auf das Landhaus zu gebaut; in demselben Jahr warf der Wind das Dach auf der neuen Turmspitze herab. 1559 kam der Hochaltar der Annakirche nach St. Peter. 1561 nahm Martin Püssel die Turmknöpfe ab, von denen am 21. Juli der größte, am 20. August die anderen aufgezogen wurden. Die in demselben Jahr durch Meister Leonhard Francke mit einem Kostenaufwand von 218 Schock, 18 Fr., 5½ Pf. Reparierte große Orgel, unterwarf schon 1578 Albrecht von Prag einer neuen Verbesserung. Am 29. Mai 1566 vollendete man die steinernen Stufen des Taufsteines. 1567 baute man an der Halle vor der Chor-Treppe. Am 17. April wurde ein Viertelstundenanzeiger bei der Drese-Kammer angebracht; 1571 zwei Altartafeln aus der St. Annenkirche an der Wand nach dem Landhause zu. 1574 befestigte man den ehemals im Prätorium des Rathauses hängenden großen messingenen Leuchter dem Predigtstuhle gegenüber, von welcher Stelle er am 30. Juni 1599 herabstürzte. 1589 erhielt die Kirche durch die Erben des Ritters Friedrich Späth einen zweiten Messing-Leuchter, 1600 durch den Ratsfreund Servatius einen dritten, von denen der eine dem Schüler-Chor gegenüber, der andere beim Chor an der Haupt-Tür Platz erhielten. Am 29. August 1595 wurde der herabgenommene Knopf des Glockenturmes wieder aufgezogen. Den 5. September 1597 zersprang die alte Glocke „Susanna“. Die aus deren Stücken und aus freiwilligen Metall-Gaben neugegossene 114 Crt., 3 St., 16 Pf. schwere Glocke kam am 28. August 1598 unter den üblichen Feierlichkeiten wieder auf den Turm. 1615 erhöhte man das Raths-Gestühl und befestigte mehreres Schnitzwerk daran. 1617 wurde der Taufstein mit einem eisernen Gitter umgeben. 1656 ließ der Amtssekretär Alberti neben der Chor-Treppe unterm Gewölbe des steinernen Chores auf eigene Kosten ein hölzernes Chor mit 16 Gestühlen bauen. Um 1657 wurde daneben ein zweiter Gang mit Stühlen und 1667 das Schülerchor neu gebaut.Seit dem Jahr 1679 begann man das Ziegelpflaster durch steinerne Platten zu ersetzen. Von 1682 - 1688 baute der sächsische Hoforgelbauer Tomitius eine neue Orgel. Welche am 5. September 1688 eingeweiht wurde; die Bildhauerarbeit daran verfestigte Georg Hermann. 1690 versah man das Ratsgestühl mit neuem Schnitzwerk. Die neue Kirche wurde am 19. März 1691 bei Gelegenheit des großen Brandes von den Flammen ergriffen, das Dach verwüstet, das Gewölbe an einigen Stellen von stürzenden Balken durchbrochen und die inneren Verzierungen aller Art vollständig vernichtet, wie auch damals die schönen Glasgemälde der Fenster unwiederbringlich verloren gingen. Der Wiederausbau der Hauptteile wurde von 1691 - 1696 zu Ende geführt und die Neuweihe der Kirche erfolgte am 7. Mai letzteren Jahres…“



Frauenkirche


Gleich hinter dem historischen Kaufhaus Görlitz und dem Marienplatz ist die im spätgotischen Stil erbaute Frauenkirche, die sich noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts außerhalb der Stadtmauern befand. Ihr heutiger Bau geht zurück auf das Jahr 1459, zuvor stand hier bereits eine hölzerne Kirche, die Kirche Unserer Lieben Frau, die durch die Hussiten zerstört worden war. (Während der Hussitenkriege standen deren Heere im Oktober und November 1429 zweimal, und erneut 1431 und 1432 vor Görlitz und verwüsteten die Vorstädte sowie das Umland). Ihre Enstehung verdankt die Kirche wohl einer Blutsühne - im Jahr 1344 hatte Friedrich von Bieberstein, Freiherr im Königreich Böhmen, sieben Görlitzer Bürger erschlagen und wurde daraufhin zur Sühne gezwungen. Er musste zur Strafe 200 Schock Groschen zum Bau einer Kirche geben. Wohl schon im gleichen Jahr wurde mit dem Bau begonnen, jedoch reichte das Geld nicht für die kostbare Ausstattung und erst durch Stiftungen und Geschenke reicher Bürger konnte die Kirche vollendet werden. Schon 1363 wurden Gottesdienste abgehalten.



Heiliges Grab


Öffnungszeiten:
Jan., Feb., Nov., Dez., tägl. 09:00 bis 16:00 Uhr
Mrz., Apr., Sep., Okt., tägl. 09:00 bis 17:00 Uhr
Mai, Jun., Jul., Aug., tägl. 09:00 bis 18:00 Uhr

Eintritt EUR 3,--

Das in den Jahren 1480-89 errichtete Heilige Grab von Görlitz gleicht den Überlieferungen der Grabes in Jerusalem aus der Zeit des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Ein originalgetreuer Nachbau des Grabes in der Grabeskirche von Jerusalem. (Bilder)


Bereits 1325 stand an der Stelle des Görlitzer Heiligen Grabes ein Kreuz, erstmals wird 1453 eine Kapelle "zum Heiligen Kreuz" erwähnt. Sie befand sich auf dem Gelände eines ungeweihten Friedhofs, auf dem Ungetaufte und Hingerichtete bestattet wurden.


"Die Heilig­-Grab ­Kapelle in Görlitz zählt dabei aufgrund ihrer orientalisierenden Architekturformen zu den getreuesten Nachbildungen des Originals. Der Rat der Stadt hatte sie zwischen 1480 und 1504 als Teil eines Ensembles aus drei Gebäuden errichten lassen, die verschiedene heilige Stätten innerhalb der originalen Grabeskirche vergegenwärtigten. Zu der Gesamtanlage gehörten außerdem ein zur Stadt führender Kreuzweg und ein symbolischer Landschaftsgarten, in dem der Ölberg, der Fluß Kidron und die Wiese der Jünger angelegt waren." (Quelle: Tacke, Andreas (Hrsg.): "Ich armer sundiger mensch" : Heiligen- und Reliquienkult am Übergang zum konfessionellen Zeitalter (Schriftenreihe der Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt ; 2), Göttingen 2006, S. 415-498).


Foto: timediver.de



Der Tuchhändler und spätere Bürgermeister von Görlitz, Georg Emerich (*1422 in Glatz, Königreich Böhmen, †24.12.1507 in Görlitz), Ritter des Heiligen Grabes von Jerusalem, hatte auf einer Pilgerreise 1465 die Heiligen Stätten besucht und unterstützte den originalgetreuen Bau in seiner Stadt. Unter den Reisenden befanden sich "7 Grafen und Herren, 50 Edelleute, 8 Bürger aus Leipzig, Magdeburg und Augsburg, 13 Kapläne, Köche, Mundschenken, Hofdiener, 25 Knechte und 17 Freiwillige". 


Das Heilige Grab in Jerusalem
(aus: Schilderung einer Pilgerreise von Konstanz nach Jerusalem durch Konrad von Grünenberg, um 1487)


Elf Jahre später, vom 5. März 1476 bis 5. Dezember reiste die vermögende Görlitzer Witwe Agnes Finger und weitere 117 Grafen, Ritter und Diener zusammen mit dem Herzog Albrecht von Sachsen, der Beherzte, (zweiter Sohn von Kurfürst Friedrich II. dem Sanftmütigen, (*22.08.1412 in Leipzig, †07.09.1464 in Leipzig) zunächst nach Rom und weiter nach Jerusalem. Da der Herzog auf seiner Pilgerreise unerkannt bleiben wollte, nannte er sich Albrecht von Grimma, was allerdings kaum beachtet wurde. Agnes Finger (als Mönch verkleidet (?) hatte wahrscheinlich von dort - wie es in der Reisebeschreibung des mitreisenden Landrentmeister und Ritter Hans von Mergenthal (†1488) notiert wurde - Baupläne des Heiligen Grabes von Jerusalem mitgenommen. Mergenthal stammte aus einer alten Zwickauer Patrizierfamilie war bis 1478 im Besitz des Rittergutes Marienthal bei Zwickau und von 1464 bis 1469 Kanzler bei Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht von Sachsen (*31.07.1443 in Grimma, †12.09.1500 vor Groningen). Insgesamt waren 202 Pilger und 36 Mönche in Jerusalem, darunter vier Frauen: zwei aus Zypern, eine aus Olmütz (heute Tschechien) mit ihrem Mann und eine Deutsche mit (?) ihrem Mann. In der Reisegruppe waren unter anderem:


Graf Wilhelm III. von Henneberg-Schleusingen (*12.03.1434, †05.1480 in Salurn)

Graf Sigismund III. von Anhalt (*1456, †27.11.1487 in Dessau), blieb krank auf Rhodos zurück.

Graf Ernst von Mansfeld

Graf Günther von Schwarzburg (Herr zu Amstadt und Sondershausen)

Ernst von Schönberg (Herr zu Glauchau)

Bernhard von Schönberg (*1438 in Purschenstein, †31.08.1476) verstarb auf der Heimreise auf Rhodos.

Dr. med. Valentin Schmiedeberg (Leibarzt des Herzogs)


In seinem Bericht "Gründliche und warhafftige beschreibung der löblichen und Ritterlichen Reise und Meerfart in das heilige Land nach Hierusalem des Durchlauchtigen und Hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Albrechten, Herzogen zu Sachsen, Leipzig 1586", wird man fündig:


"..Es sein auch  vier Weiber mit uns auff dem Heiligen Lande gewesen, zwo aus Zypern, eine von Olmitz mit irem Manne und sonsten eine Deutsche aus der Schlesien von Görlitz mit irem Man. Die zwey Eheleut von Görlitz haben das muster vom Heiligen Grabe zu Hierusalem genommen und darnach zu Görlitz heraußen vor der Stadt eine Capellen bauen lassen und ein Grab in aller gestalt, wie das Heilige Grab zu Hierusalem ist."


"Abbildung der Ausführung Christ zu seinem schmertzlichen Leyden, nebst Vorstellung des so genannten Heiligen Grabes und der Creutz-Kirche in Görlitz"
Kupferstich v. Moritz Bodenehr (?) 1719
(Quelle: Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften, Görlitz)



"Eigentliche und accurate Abbildung von dem
Heiligen Grabe zu Görlitz"
Kupferstich v. Johann Daniel de Montalegre 1733
(Quelle: Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften) Görlitz



Grundriss Heiliges Grab Görlitz



"Für das Verständnis der Heiliggrabkopien ist es zentral, zu wissen, dass die Übertragung von Maßen des Originals auf den Nachbau bereits seit dem Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt hat. Dies bestätigt auch der inschriftliche Hinweis über der Kriechtür des Grabtempietto von Sansepolcro, man habe für die Gestaltung des Nachbaus den Jerusalemer Kenotaph gleich dreimal vermessen. Die Beteuerung, man habe als Grundlage für den Bau einer Kopie das Original in Jerusalem vermessen, ist ein weit verbreiteter Topos im Zusammenhang sowohl mit den mittelalterlichen als auch mit den barocken Heiliggrabkopien. Ob die überlieferten Messkampagnen im Heiligen Land im Einzelfall tatsächlich stattgefunden haben oder ihre Erwähnung nur die vermeintliche Authentizität der Replik unterstreichen sollte, ist letztlich gleichgültig. Dass Maßübertragungen beim Bau von Heiliggrabkopien große Bedeutung zukam, wird jedenfalls dann verständlich, wenn man bedenkt, dass man der Jerusalemer Grabkammer Reliquiencharakter zumaß. Die Maße der im Fels unverändert erhaltenen Grabhöhle, die mit dem Leib Christi direkt in Berührung gekommen war und daher als Kontaktreliquie galt, wurden als "Heilige Längen" verehrt. Man bemühte sich, sie auch auf die Nachbauten übertragen, um diesen ihrerseits den Charakter einer "metrischen Reliquie" zu verleihen. So erklärt sich auch, dass die meisten Heiliggrabkopien im Inneren eine starke formale Abhängigkeit vom Jerusalemer Original aufweisen, während die exakte formale und dimensionale Nachbildung des vielfach modifi zierten Außenbaus der Heiliggrabädikula bis zur Barockzeit eine geringere Rolle spielte."

(Quelle: "Kopie der Kopie - Das Heilige Grab von San Rocco, Sansepolcro", Anke Naujokat, 01/2007)



Aus: “Umständliche Beschreibung des Heiligen Grabes zu Görlitz, Custos des Heiligen Grabes, 1870”

(zur besseren Lesbarkeit wurde der Text der heutigen Schreibweise angepasst)

Rückblick auf die Entstehung des heiligen Grabes zu Görlitz. 

Weil nun die Wallfahrten nach dem heiligen Grabe zu Jerusalem mit so großen Beschwerlichkeiten, Gefahren und Kosten verbunden waren, und man dennoch danach trachtete, die heiligen Denkmäler des Todes und der Auferstehung Jesu Christi zu besuchen, so fand man es für gut und zweckmäßig, in Ermangelung des Originals, gewisse Abbildungen davon zu veranstalten, um dadurch bem Bedürfnis gläubiger Seelen einigermaßen abzuhelfen. Und so ist denn auch das heilige Grab zu Görlitz entstanden. Sein Erbauer war Georg Emerich, 1422 zu Görlitz geboren. Sein Vater, Urban Emerich war Bürgermeister und Herr auf Ludwigsdorf, und seine Mutter, Margarethe, eine geborene Sauermann. Er widmete sich der Rechtsgelehrsamkeit, ward darin Baccalaureus, 1470 Ratsmitglied, verwaltete seit 1484 fünfmal das Amt eines Bürgermeisters und starb den 21. Januar 1507, in einem Alter von 85 Jahren. Seine zahlreiche Nachkommenschaft, er erzeugte 15 Kinder in zweimaliger Verheiratung und zwar zuerst mit Barbara Kuebel und später mit Clara Eschlauer, davon sich viele in den wichtigsten Ämtern ausgezeichnet hervorgetan haben, ist jetzt so erloschen, daß nur noch in einer Linie des männlichen Geschlechts-Namens, und zwar von seines Bruders, Wenzeslaus Seite, die im Jahre 1559 vom Kaiser Ferdinand in den Adelsstand erhoben ward, seine Familie fort blühet. Auch die Nachkommen dieses Emerich zeichneten sich schon in früheren Jahren durch Kenntnisse und Unternehmungen aus, wie unter andern ein auf hiesigem Nicolai-Kirchhofe befindliches Monument andeutet, auf welchem von einem Georg Emerich geb. 1602 den 17. März gesagt wird, er habe sich große Verdienste erworben; sei einer der vorzüglichsten Bürger seiner Vaterstadt und in vieler Hinsicht ein tätiger Beförderer des Wohles seines Vaterlandes gewesen; habe als Jüngling zu Prag und Wien kaiserliche Geschäfte verwaltet; sei nachher als Kammerherr im Gefolge des kaiserlichen Gesandten nach Konstantinopel gereist, habe Amurath dem Vierten seine Ehrfurcht bezeugt; auch habe er Italien durchreist usw. Georg Emerich, der Erbauer des Heiligen Grabes befand sich im Besitz großer Reichtümer. Er besaß nicht nur innerhalb der Stadt sieben große Häuser und mehrere Gärten bei der Stadt, sondern auch das Städtchen Schönberg, das er sich für 5640 Mark erworben, und überdies noch zwölf Landgüter in der Nähe der Stadt Görlitz, nämlich : Halbendorf, Stolzenberg, Heydersdorf, Thielitz, Nickrisch, Hermsdorf, Leopoldshain, Sercha, Sohra, Neundorf, Lissa, Zodel, auch die Hälfte von Leschwitz. Außerdem hinterließ er nach seinem Tode noch seinen lebenden 12 Kindern eine bare Geldsumme von 31.200 ungarischen Gulden. Er war aber auch im Besitz höherer Güter, und besonders einer gründlichen Gelehrsamkeit, und legte in allen Ämtern, die er zu verwalten hatte, die rühmlichsten Beweise davon ab. Luther selbst, der ihn wohl persönlich gekannt haben mag, rühmt ihn als einen fleißigen und unverdrossenen Mann, dem alles wohl gelungen sei und, der sich überall geschickt bewiesen habe. Im dreiundvierzigsten Jahre seines Lebens, nämlich 1465, entschloß er sich zu einer Reise nach Jerusalem, obschon mit dem Vorsatz, nach seiner Rückkunft eine Nachbildung des heiligen Grabes zu veranstalten, oder bloß, um dem damals höchst bedenklichen politischen Zeitgeiste im Vaterlande auszuweichen, oder beides berücksichtigend - ist ebenso ungewiss als dass er gleich damals zwei Künstler, einen Maler und einen Baumeister mit sich genommen habe, indem man auch nach einer andern Sage behaupten will, es sei dies erst bei der zweiten Reise geschehen, um alles genauer zu besichtigen, auszumessen und abzuzeichnen, was bei der ersten vielleicht übersehen war. Jedoch wenn wir der Nachricht folgen, die wir vor uns haben, so trat er schon seine erste Reise in Begleitung dieser beiden Künstler an, aus welchem Umstand sich nicht ohne Grund auf die wahre Absicht schließen läßt. Die Reise ging über Venedig und Alexandrien und glücklich erreichte er das Ziel derselben. Nachdem er nun hier seine Wißbegierde befriedigt, alle merkwürdigen Orte und Reliquien besehen und an heiliger Stätte die Übungen seiner Andacht vollbracht hatte, wurde er am 11. Juli des selben Jahres von dem Guardian des Minoritenklosters Franziskus von Piacenza, zum Ritter geschlagen, worüber sich noch, nebst dem von dem Guardian ausgestellten Zeugnis, folgendes Chronodistischen erhalten hat: EMericus CVstos, qVI gnaVVs reXerat Vrbis frena, sVper ChrIstI qVasta CreatVs eqVes.

Emerich, der treulich das Regiment der Stadt geführt, ist an der Stelle des heiligen Grabes zum Ritter geschlagen worden. Diese Zeremonie findet auch noch heutzutage statt. So erzählt zum Beispiel der bekannte französische Staatsminister Chateaubriand, welchem, als er 1806 eine Reise nach Jerusalem gemacht, eine ähnliche Ehre zuteil wurde, folgendes davon: ,ich wurde um 1 Uhr in die Kirche geführt; die Türen wurden verschlossen, damit die Türken nicht die Waffen bemerken sollten, was den Mönchen das Leben gekostet haben würde. Der Hüter des heiligen Grabes legte die festlichen Kirchengewänder an, Lampen und Wachskerzen brannten und die Brüder bildeten mit auf der Brust gekreuzten Armen einen Kreis um mich." Auch setzt er noch hinzu, daß dieser Orden, einer der ältesten der Christenheit, ehedem ziemlich in Europa verbreitet gewesen, jetzt aber fast nur in Polen und Spanien zu finden sei. Jenes Zeugnis das unserm Emerich ausgestellt ward und wofür er 12. Dukaten bezahlen musste, ist abschriftlich in dem Knopfe des kleinen Turmes auf der Kirche des hiesigen Heiligen Grabes befindlich. Die Künstler, welche er mit sich genommen, mußten alle Aufmerksamkeit auf die ihnen angegebenen Gegenstände richten, davon nach der inneren und äußerlichen Beschaffenheit sorgfältige Abrisse entwerfen und alles nach Höhe, Länge, Breite und Entfernung ausmessen, um bei der beabsichtigten Nachbildung dem Originale auch im Kleinsten zu entsprechen. Noch bei Lebzeiten seines Vaters, welcher 1470 starb, kam er glücklich zurück und war auch sogleich bemüht, in der Umgegend der Stadt einen Platz aufzufinden, der mit der Gegend Jerusalems die meiste Ähnlichkeit habe. Nach vielem Suchen und Nachdenken glaubte er endlich in der Gegend, wo sich jetzt das von ihm erbaute heilige Denkmal befindet, den schicklichsten Platz dazu gefunden zu haben, nämlich nordwestlich auf einer Anhöhe der äußersten Vorstadt, die von der andern Vorstadt durch das sogenannte Kreuztor abgesondert ist, und zwar im Herausgehen zur rechten Hand. Dort schien ihm nämlich das von Norden gegen Süden und von da wieder bei der Stadtmauer vorbei gegen Osten sich hin schlängelnde Flüßchen, die Lunitz genannt, den Bach Kidron ober Kedron, die Hauptkirche zu St. Petri und Pauli das Richthaus Pilati, ein auf der oben genannten ziemlichen Anhöhe von Süden gegen Norden, vierzig Schritt in die Länge und zwanzig in die Breite sich ausdehnender Garten den Kalvarienberg oder die Schädelstätte nebst der dazugehörigen Gegend, und der dahinter nordostwärts liegende Hügel den Oelberg einigermaßen vorzustellen, und darum entschloß er sich dazu, an diesem Orte das beabsichtigte Werk auszuführen. Allein er bedurfte dazu nach den damaligen Umständen der bischöflichen Einwilligung, wodurch denn die Erbauung derselben verzögert wurde. Da er nun während der Zeit dieser Verzögerung gerade kein Amt im Stadtmagistrat, in welchen er vor einigen Jahren getreten war, zu verwalten hatte, so faßte er 1476 den Entschluß zu einer zweiten Reise nach Jerusalem. Auf dieser Reise begegnete er zufällig einer Landsmännin, Agnes Finger, einer reichen Tuchmacher-Wittwe, welche den Herzog Albrecht von Sachsen auf seinem Zuge ins gelobte Land im Pilgerhabit begleitete. Man hielt hernach unsern Emerich und diese Agnes für zwei Eheleute, und daher heißt es in einer Beschreibung, welche der Land-Rentmeister und Ritter Hans von Mergenthal [†1488] von dieser Reise aufgesetzt und Hieron Weller [Hieronymus Weller] 1586 herausgegeben hat: „Diese zwei Eheleute haben das Muster vom heiligen Grabe genommen und danach zu Görlitz vor der Stadt eine Kapelle bauen lassen und ein Grab in aller Gestalt wie das zu Jerusalem." Allein Agnes Finger hat keinen besonderen Anteil an der Erbauung dieses Grabes genommen, ob sie gleich sehr mildtätig gewesen ist. - Mit ihr, die ihn unerwartet mit Namen nannte und sich zu erkennen gab, setzte er die Reise fort und schloß sich an die größere Gesellschaft an. Diesmal verweilte er länger zu Jerusalem. Er ließ durch die wieder mit sich genommenen Künstler die Richtigkeit der vorhin gemachten Abmessungen und Risse aufs Neue untersuchen und da, wo sich ein Fehler vorfand, solchen genau verbessern und kam erst 1478 nach manchen glücklich überstandenen Gefahren nach Görlitz zurück, konnte aber erst im Jahr 1480, den 1. Oktober durch den Offizial des meißnischen Bischofs, Johann des Fünften zu Budissin [Johann V. von Weißenbach, † 01.11.1487 in Leipzig, war von 1476 bis 1487 Bischof von Meißen], Dr. Casp. Marienna die Erlaubnis erhalten, die Ausbreitung des Namens und Dienstes Christ durch Nachbildung des heiligen Grabes, wie er meinte, in seiner Vaterstadt zu befördern und dadurch die Verehrung der heiligen Orte, die in ihm bei dem persönlichen Besuch erhöht worden war, auf seine Mitbürger (zu) übertragen. - Nun aber wurde gleich im Jahre darauf durch den Werkmeister Blasius Röhrer (Börer) aus Leipzig mit Erbauung der Kirche und der übrigen Denkmäler begonnen und schon im Jahre 1489 war das Werk beendet. [Beteiligt an der Planung war auch der Stadtbaumeister zu Görlitz Konrad Pflüger 📖 (* um 1450 in Schwaben, † vermutlich 1506 oder 1507 in Leipzig), ein herausragender Architekt der Spätgotik]. 1504 erhielt der Magistrat durch Dr. Wilibald Petzig, Offizial in Budissin [heute Bautzen], in Abwesenheit des Bischofs Johann des Sechsten, die bischöfliche Bewilligung, den Altar der Kirche durch Johann, Bischof zu Waradein [Johann Filipec, tschechisch: Jan Filipec; auch Jan z Prostějova. Nach der Bischofsliste von Großwardein: Johannes IX. Filipecz de Prosznicz; *1431 in Proßnitz, Mähren, †28.06.1509 in Ungarisch Hradisch], weihen zu lassen.


In „Geschichte von Görlitz“ von C. G. Theodor Neumann, 1850, wird das Heilige Grab von Görlitz wie folgt beschrieben:

„Die Eingangstür ist auf der Morgenseite. Dicht an derselben liegen links und rechts zwei große gehauene Steine der Länge nach, worauf die Grabwächter gesessen haben sollen;  ein Dritter liegt einige Schritte davor quervor zur Erinnerung an den Stein vor dem Grabe.  An der Wand befinden sich die Riegel, daneben die Siegel des Pilatus und beider Hoherpriester.  Ferner stehen zwei Specereigefäße wegen der zweiten Salbung  Christi durch die drei Weiber da.  Das erste ist ein einfaches Vorgemach. Der Eingangstür gegenüber zur linken Hand ist eine 2⅛ Elle hohe Öffnung, welche in das Heilige Grab selbst hinabführt.  Vor demselben liegt ein Stein, worauf der Engel am Auferstehungsmorgen saß.  Das Grab selbst ist 3⅜ Ellen lang, 3⅛ Ellen breit und 6¼ Ellen hoch.  Es ist darin nichts Merkwürdiges, außer einer Statue von Christus, welche 5 Fuß 5½ Zoll lang ist.  Der Berg, welcher sich jenseits der Lunitz (Bach Kidron) erhebt, soll den Ölberg vorstellen;  der südwärts an ihm stehende umzäunte, die Stelle wo Christus gebetet hat; eine Steinwurfweite südöstlich weg ist ein viereckiges Rasenplätzchen, das den Ort bezeichnet, wo er seine drei Schüler verließ und diese einschliefen.“



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Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften


Geöffnet Dienstag und Donnerstag von 10:00 bis 17:00 Uhr, Freitag von 10:00 bis 13:00 Uhr.





Die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften  in Görlitz ist eine der ältesten noch existierenden Gelehrtengesellschaften in Mitteleuropa. Sie wurde am 21. April 1779 von dem Historiker und Juristen Karl Gottlob Anton 📖 (* 23.07.1751 in Lauban, †17.11.1818 in Görlitz), von dem Rittergutsbesitzer und Naturforscher Adolf Traugott von Gersdorff 📖 (*20.03.1744 in Niederrengersdorf †16.06.1807 in Meffersdorf) sowie achtzehn weiteren Oberlausitzer Gelehrten gegründet. Ziel ist die Förderung der Geschichts- und Naturkunde. 1801 stifteten die beiden Gründer ihre Bibliotheken und wissenschaftlichen Sammlungen der Gesellschaft. Darunter sind auch die jeweils etwa 10.000 Bände umfassenden privaten Bibliotheken der Wissenschaftsgesellschaft. Im Bestand sind theologische, historische und juristische Werke des 16. bis 19. Jahrhunderts. Die Räume der Bibliothek gehörten zu den schönsten des frühen Klassizismus. Die heute vorhandenen rund 140.000 Bände sind überwiegend Präsenzbestände.





Barockhaus


Geöffnet Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 10:00 bis 17:00 Uhr, Freitag, Samstag und Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr.

Das Barockhaus in der Neißstraße 30 ist ein bedeutendes Handels- und Wohnhaus der Barockzeit. Es wird seit 1951 als Teil des städtischen Kulturhistorischen Museums genutzt. Karl Gottlob von Anton, der Mitbegründer Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, hatte das Gebäude erworben, nachdem die ehemaligen Räume für die Gesellschaft zu eng geworden waren. Ab 1804 bis 1945 wurde so das Haus Sitz der Gesellschaft. Im ersten Obergeschoss befinden sich die ehemaligen repräsentativen Wohnräume des damaligen Besitzers. Ein Stockwerk höher werden die Sammlungen der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften gezeigt. Darunter originale Möbelstücke, wertvolle Gemälde und einzigartige wissenschaftliche Exponate.


Barockhaus Görlitz



Senckenberg Museum für Naturkunde


Geöffnet Dienstag bis Freitag 10:00 bis 17:00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertag von 10:00 bis 18:00 Uhr
Eintritt EUR 5,--


Baumwaran


Sehenswertes Museum mit Schwerpunkt Zoologie, Botanik und Geologie. Es liegt zentral am Marienplatz und gehört seit 01.01.2009 zum Verbund der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Seit 1995 ist Willi Xylander 📖 Leiter des Museums. Es gibt ein Vivarium mit etwa 70 lebenden Tierarten aus den Regenwäldern und aus heimischen Gefilden, eine Ausstellung über Regenwald und Savanne, über die Geologie der Region und Lebensräume von Flora und Fauna der Oberlausitz. 



Altstadtbrücke


Die heutige Fußgängerbrücke verbindet Görlitz auf deutscher und Zgorzelec auf polnischer Seite. Diese Bogenbrücke über die Lausitzer Neiße wurde 2004 neu gebaut, erstmals gab es hier eine Brücke bereits 1298. Am Abend des 7. Mai 1945, als die Stadt unter Artilleriebeschuß lag, wurden alle sieben Neißebrücken einschließlich des Viadukts von Görlitz durch die deutsche Wehrmacht gesprengt.



Görlitz 1575, kolorierter Kupferstich



In „Geschichte von Görlitz“ von C. G. Theodor Neumann, 1850, wird die Neißebrücke wie folgt beschrieben:


"Die Brücke gehört unzweifelhaft zu den ältesten Anlagen. Da die Brücke immer von Holz, niemals von Stein war, wurde sie vielmal von Wasser völlig weggerissen. Bekannt sind aus den Ratsrechnungen folgende Jahre: 1315, 1316, 1432, 1434, 1441. Bauten und Ausbesserungen wissen wir aus den Jahren 1379, 1388, 1392, 1398 (in dem Jahr ging die Brücke wahrscheinlich wegen des Pflasters welches darauf gelegt war, von einander), 1399, 1441, 1525 (weil sie beim Brand fast ganz vernichtet war), 1537, 1545, 1547, 1576, 1587, 1615, 1621 (am 18. Juli früh brach das Mitteljoch ein und fiel samt 8 Personen, dem Oberteil, Ziegeldach und einem Düngerwagen in die Neiße), 1641, 1642, 1659, 1662 (weil einige Joche eingefallen waren), 1745 (weil am 15. Juli das Dach vom Sturmwind abgeworfen war), 1746 und 1747 (baute man die Brücke ohne Dach), 1774 (ganz neu und mit Dach). Den 23. Mai 1843 wurde die Brücke von den retirirenden [fliehenden] Russen angezündet, aber in kurzer Zeit durch die französischen Ingenieure wieder hergestellt..."





Zgorzelec ist seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges die polnische Nachbarstadt und hat etwa 30.000 Einwohner. Bis 1945 war der Ort die östlich der Neiße gelegene Vorstadt von Görlitz. Die meisten Besucher kommen in die polnische Stadt zum Einkaufen oder in die wesentlich preiswerteren Restaurants. Sehenswert ist die katholische Hedwigskirche, erbaut 2010 mit einer Bronzestatue Papst Johannes Paul II. unterhalb des Turms.


Hedwigskirche Zgorzelec



Berzdorfer See








Etwa 8 Kilometer südlich von Görlitz ist das Anfang 2013 geflutete Loch des Braunkohletageabbaus - der größte See im Bundesland Sachsen. Er hat eine Länge von fünf Kilometer und eine Breite von 2 Kilometer. Rund um den See gibt es Badestellen, so die "Blaue Lagune" an der Südseite.






Schaufelradbagger

Geöffnet Dienstag und Donnerstag von 14:00 bis 18:00 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage von 10:30 bis 18:00 Uhr, Eintritt EUR 5,--

Kurz vor der Abzweigung der Berzdorfer Straße auf die B99 ist der Schaufelradbagger 1452, mit dem bis zum Jahr 2001 die Braunkohle gefördert worden war. Heute ein Industriedenkmal auf einem Museumsgelände. 






Geschichtsdaten


1071 - erstmals urkundlich Erwähnt als „villa gorelic“


1303 - Verleihung des Stadtrechtes.


1346 - Gründung des Oberlausitzer Sechsstädtebundes mit den Städten Bautzen, Görlitz, Lauban (heute Luban), Löbau, Kamenz und Zittau.


1367 - Görlitz erhält das Braurecht.


1433 - Kaiser Sigismund verleiht der Stadt ein eigenes Wappen.


1480 - Görlitz hat etwa 9.000 Einwohner.


1497 - Fertigstellung der Peter und Pauls Kirche nach 70jähriger Bauzeit.


1525 - Stadtbrand in Görlitz


1527 - soziale Unruhen und Aufstand der Tuchmacher.


1618 – 1648 - Im Dreißigjährigen Krieg wird die Stadt durch Plünderungen und Brandschatzungen zerstört.


1635 - Görlitz und die gesamte Oberlausitz kommt zum Kurfürstentum Sachsen.


1641 - Die Stadt wird von Schweden besetzt und von kaiserlichen kursächsischen Truppen belagert.


1642 - Bei einem Stadtbrand werden 99 Häuser vernichtet.


1721 - 1731 - Bürgermeister Christian Büttner














1779 - Gründung der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz.


1807 - Napoleon in Görlitz.


1815 - Görlitz wird preußisch und Teil der Provinz Schlesien.


1815 - 1918 - Görlitz wird Zentrum der preußischen Oberlausitz, die Einwohnerzahl wächst von 10.000 auf 100.000.


1816 - Der Kaufmann Maurer gründet am Neißeufer die Tuchfabrik Bauer als ersten Industriebetrieb der Stadt.


1833 - Die preußische Städteordnung wird eingeführt.


1844 - Gottlob Ludwig Demiani wird als erster Oberbürgermeister durch König Friedrich Wilhelm IV. ernannt.


1847 - Fertigstellung des Neiße-Viadukts.



1860 - Görlitz hat etwa 30.000 Einwohner. Die Naturforschende Gesellschaft eröffnet am Marienplatz ein eigenes Museum.


1882 - eröffnet die Pferdebahn ihre erste Linie als Verkehrsmittel.



1897 - folgt die elektrische Straßenbahn mit vier Linien.



1900 - Die Einwohnerzahl wächst auf 81.000 und neue Wohnviertel zwischen der Altstadt und dem Bahnhof, zwischen Neiße und Waggonfabrik sowie jenseits des Bahnhofes entstehen.


1925 - Eröffnung des Flugplatzes.


1945 7. Mai - abziehende deutsche Truppen sprengen alle Neißebrücken, Görlitz bleibt weitgehend unbeschädigt.


1945 - Die Beschlüsse des Potsdamer Abkommens bedeuten die Teilung von Görlitz in einen polnischen Teil . Die Lausitzer Neiße wird Grenze zwischen Deutschland und Polen.


1990 - Görlitz kommt nach der Wende zu Sachsen.



1992 13. Juli - Görlitz wird Hochschulstadt - Gründung der Hochschule Zittau/Görlitz (FH).



1998 - In einer gemeinsamen Stadtratssitzung von Görlitz und Zgorzelec wird die Proklamation der Europastadt Görlitz/Zgorzelec beschlossen.



2007 - Polen wird in den Schengen-Raume aufgenommen und die letzten Grenzkontrollstellen werden abgebaut.





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