Tangermünde

 116 km von Berlin


 1:50 Stunden von Berlin



 


Der große Parkplatz am Hafen ist für Besucher kostenlos.





Tangermünde ist eine Kaiser- und Handelsstadt mit einer sehenswerten Altstadt und vielen Fachwerk- und Backsteinbauten. Hier mündet der 33 km lange Fluss in die Elbe. Burg und Stadtbefestigung sind  sehr gut erhalten. Zur Hafenseite ist die Stadtmauer rund 500 Meter lang und vollständig erhaltenn. Die Stadt hat etwa 10.000 Einwohner und der besonders sehenswerte Teil erstreckt sich parallel östlich der Elbe - im Norden Burg und Stephanskirche und ca. 900 m südlich das Neustädter Tor. Etwa in der Mitte am Marktplatz ist das Historische Rathaus.


Tangermünde an der Elbe, Hermann Dietrichs
Öl auf Leinwand, 1887
Stadtgeschichtliches Museum





St. Stephanskirche

Geöffnet von 11:00 bis 18:00 Uhr

Eines der herausragendsten Gebäude der norddeutschen Backsteingotik ist die St. Stephanskirche. Die bis ins 12. Jahrhundert romanische Backsteinbasilika wurde zu einer dreischiffigen Hallenkirche umgebaut. Die Bauarbeiten waren um 1500 nach Errichtung des hohen Chores und der Kapellenanbauten weitgehend abgeschlossen, der Dachstuhl über dem Chor 1474/75 erbaut. Auch der Nordturm wurde im 16. Jahrhundert vollendet.




Die Innenausstattung in der St. Stephanskirche stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist bis heute fast vollständig erhalten. Die Scherer-Orgel stammt aus dem Jahr 1624.



Christus vor dem Hohen Rat
Ölgemälde von Anna Catharina Klessen
1697




Auszug aus:
"Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg nach ihrem Ursprung"
Johann Christoph Beckmann, 1753


Die Hauprkiche wird zu S. Stephani genannt, und soll gleich wie der Dom zu Stendal A. 1188 von Graf Henrichen zu Gardelegen erbaut sein. Ritnerus rühmet, dass sie vor dem Brand A. 1617 mit einem schönen Altar, Orgel, Kanzel und anderen alterthümlichen gezieret gewesen, so aber durch das Feuer vermichtet worden. (Vermutlich ist dieses die Kirche, in welcher Herzog Otto und dessen Gemahlin Agnes der Jungfrau Maria und der H. Annna zu Ehren einen Altar gestiftet und demselben verschiedene Einkünfte gewidmet. Die Stiftung hat Markgraf Ludwig der Ältere bestätigt 1334 und dadurch solche noch dem Untergang entrissen. 


(Quelle: Adler, Friedrich., "Mittelalterliche Backsteinbauten
des preußischen Staates, 1860-69)
 

 
Dem jetzigen Zustande nach ist sie überall gewölbt und inwändig ganz weiss, und ruhet auf zweien riesigen teils runder, teils ausgehohlter Pfeiler. Die Kanzel ist von zarten Sandstein, der Fuß, worauf sie ruhet, stellt Mosen, samt den 4 Evangelisten, so über demselben an dem Pfeiler stehen vor, Die Seiten hinauf wird Herrn Christi Lebenslauf in unterschiedenen Stücken vorgestellt. An dem Stuhl sieht man das Salvatoris Bild mit dem Globo von Alabaster: zur Rechten Isaks Opferung, zur linken die Errichtung der ehernen Schlange und Christi Begräbnis, herum stehen 8 Apostel, und auf der Decke die 4 übrigen, und ist selbige A. 1619 erbaut, besage davon befindlicher Aufschrift:


A. 1619 den 3. Apr. des anderen Jahres nach dem großen Brande haben Jacobus David, Benediktus und Hans Gebrüdere die Freudemänner, Gott zu Ehhren und dieser Kirche zur Zier diese Kanzlei erbaut.

Der Altar ist neu erbaut A. 1705 und stellt des Herrn Christi einsetzung des H. Abendmahls, Kreuzigung, Auferstehung in dem typo des triumphierenden Löwen aus dem Stamm Juda vor, wie er den Teufel und Tod überwindet. Zu den Seiten des Kruzifix stehen Moses und Johannes: zur Seite des Löwens Petrus und Paulus in triumphirender Gestalt in etlichen übereinander stehenden Bildern.


Der Taufstein ist von Kupfer. In der Mitte an demselben auswärts stehen etliche Bilder der H. Anna, der H. J. Maria, das Kruzifix mit der H. Maria und S. Johannes und sonst noch ein alter Geistlicher, so 4 broht in dem rechten Arm hält, und unter demselben sein die Worte: qui crediderit & babtizatus fuerit falvus erit....


Auswärts der Kirche sieht man etwa 18 Fuß hoch ein Hufeisen an der Mauer, und weiter vorwärts ein längliges Eisen fast wie eine Schuhsole, wovon vorgegeben wird, dass das ein Teil der Kirche bis an dieselbe Höhe die Schmiede, das andere die Schuster gebaut hätten. Der Turm besteht aus zwei Teilen, welche dem Mauerwerk nach von ungleicher Höhe seien, und ist das höhere Teil vor dem Brande mit einer ansehnlichen Spitze geziert gewesen, welche... durch Johann Weisen aus Magdeburg am 10. Jul. ganz mit Kupfer gedeckt gedeckt worden, und... 490 Fuß von dem Stuhl an zu rechnen hoch gewesen, so aber auch 1617 dem Feuer zu Teil worden, und den folgenden Sonntag nebst aller Glocken herunter gefallen, und an die 95 Jahr unausgebaut geblieben, so dass man von unten auf nichts als den klaren Himmel gesehen. In solcher Zeit ist das Mauerwerk so wandelbar geworden, dass auch das unterste Gewölbe einstmals unter der nachmittags Predigt, wiewohl ohne jemandes Verletzung, herunter geschossen: bis endlich durch frommer Herzen Vorsorge und Beitrag dieses Gebäude von Neuem ausgebessert und eine neue Turmspitze aufgesetzt worden, womit man A. 1712 zustande gekommen."
 




Burg Tangermünde


Ein paar Schritte weiter Nordöstlich befindet sich die Burganlage, estmals erwähnt im Jahr 1009. Sie gehört zu den größten Hohenburgen in Norddeutschland und liegt auf einer erhöhten Fläche über der Mündung des Flusses Tanger in die Elbe. Sie diente zur Verteidigung gegen die Slawen, nach der Eroberung durch Albrecht I. dem Bären (*um 1100, †18.10.1170) ging sie in den Besitz der Markgrafen von Brandenburg. Nach dem Erwerb der Mark durch Kaiser Karl IV. 1373 weilte dieser einige Monate in Tangermünde, ließ die Burg umbauen und regierte von hier aus. Ab 1415 residierte Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg (*um 1371 in Nürnberg, †20.09.1440 auf der Cadolzburg) in der Stadt bis zu seinem Umzug nach Berlin. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde ein großer Teil der Burganlage zerstört, ab Ende des 19. Jahrhunderts (bis 1902) restauriert und ab 1991 saniert.


Friedrich I. im Brandenburg Preußen Museum
Wustrau



Schon am Eingang empfängt die Besucher der  wuchtige Gefängnisturm, ein massiver Rundturm von 37 Meter Höhe, errichtet 1480 zur Zeit des Kurfürsten Albrecht von Brandenburg 📖 (auch Albrecht Achilles). Die Zellen für Gefangene wurden Mitte des 18. Jahrhunderts eingebaut, zuvor war es der Bergfried.


Gefängnisturm



Auszug aus:
"Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg nach ihrem Ursprung"
Johann Christoph Beckmann, 1753
 

"Die Burg ist gänzlich von der Stadt abgesondert und mit einem tiefen Graben umgeben. Es ist auch noch ein hoher viereckiger Turm auf derselben, von welchem vorgegeben wird, dass er etwa 100 Jahre vor Christi Geburt, und wie Enzelt meldet... vom Drusus seie gebaut worden., und soll oben in demselben ein Stein vorhanden gewesen sein, auf welchem diese Nachricht enthalten: welches alles dann diesem Gebäude ein verehrungswürdiges Andenken auch bei den Regenten gemacht, wovon aber keine Spur mehr zu finden, und mag dieses vielleicht die Alte Burg oder das dafür gehaltene Castellum Anguriae... sein. Es ist auch noch ein altes niedriges Gemäuer nahe demselben, und mögen sowohl der Turm als die Mauer wohl die ältesten Stücke dieser Burg sein.
 

Noch ist ein alter runder Turm unfern dem Eingang so man den Gefangenenturm nennt. Er ist oben mit einem Umgang u. zierlich ausgearbeiteten Gemäuer versehen, und von unten auf durch alle Absätze offen, und nur in jedem Absatz ein schmaler Umgang in das bis in die Erde hinunter gehende Loch gewesen bis 1744, da derselbe mit einem runden Dache, und also mit Fachwerk versehen und eingerichtet worden, dass ohne die Strafgefängnisse noch 8 Behältnisse für allerhand Gefangene gebraucht werden können. Ganz unten im dem Loche, wohinein man sich vor dem mit Seilen lassen müssen, soll noch ein großer eiserner Rost mit aufwärtsstehenden Zacken vorhanden sein. Dass im übrigen vor dieser Burg, dass Hof- und Landgericht gehalten worden.
 

Das Kastell oder Schloss aber soll von Karl dem Großen, der bei seinen Kriegszügen sich hier aufgehalten, seinen Anfang genommen haben, von dem Kaiser Karl IV. aber 1374 völlig ausgebaut sein worden, laut des alten Chronodiftichi..." 



 
 


Altes Rathaus


Altes Rathaus


Das historische Rathaus am Marktplatz im Zentrum von Angemünde zählt in Norddeutschland zu den größten architektonischen Leistungen des Spätmittelalters. Ältester Teil ist der Ostflügel, errichtet um 1430. Dieser Teil ist seit 1480 verbunden mit einer Gerichtslaube und der Ratsstube darüber, die noch heute als Standesamt genutzt wird. Die Ratsstube und ein Festsaal hat 1846 Friedrich August Stüler (*28.01.1800 in Mühlhausen/Thüringen, †18.03.1865 in Berlin) anbauen lassen.


Deutschmann "Das Rathhaus zu Tangermünde")
1850



Das Stadtgeschichtliche Museum befindet sich im Alten Rathaus, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 13:00 bis 17:00 Uhr. Eintritt EUR 2,50









Stadtbefestigung

Von der Elbe kommend sieht man am besten die beeindruckende Stadtbefestigung, die hier auf einer Länge von etwa 500 Meter und einer Höhe von bis zu 12 Meter vollständig erhalten ist. Auffallend sind zwei Türme, 30 m voneinander entfernt und als Putinnen bezeichnet. Die Stadtmauer von Tangermünde wurde im 14. Jahrhundert errichtet, noch heute umschließt sie auf rund 2 Kilometer die Altstadt. Eine der wenigen Städte, mit einer fast vollständigen Befestigung.







Neustädter Tor

Vom Westen kommend betritt man die Altstadt von Tangermünde durch das im 14. und 15. Jahrhundert erbaute Neustädter Tor. Es zählt zu den wohl schönsten Toranlagen aus dem Mittelalter in Norddeutschland. 





Über der Tordurchfahrt befinden sich seit 1897 mehrere Wappen: Preußischer Adler, Reichsadler mit Hohenzollernschild, Adlerwappen von Tangermünde, Adler des Heiligen Römischen Reichs und der Brandenburgische Adler. Der 27 Meter hohe Rundturm wurde um 1450 errichtet.


Neustädter Tor




Dominikanerkloster

Ein paar Schritte westlich vom Neustädter Tor befindet sich das ehemalige Kloster des Dominikaner-Ordens. Es wurde 1438 gegründet - nach einer alten Inschrift, die sich oben am westlichen Teile der Kirche befunden hatte. Bereits 100 Jahre später, nach Einführung der Reformation in Tangermünde wurde es aufgelöst. aufgelöst.  


In dem Gebäude wurde ein Hospital eingerichtet, das bis 1829 bestand. Von der Klosterkirche, die im Dreißigjährigen Krieg durch dänische Truppen zerstört worden war, finden sich Reste an der Südwand und ein Pfeiler. Schon 1626 soll der dänische General Fuchs von Bimbach 📖 (*um 1567, †27.08.1626 in Lutter am Barenberge) die Holzbalken der Kirche entfernt haben, das Holz wurde für den Bau einer Brücke genutzt. Am 17. Februar 1626 hatten seine Truppen die Stadt eingenommen, Tore und Mauern besetzt. Die Stadt wurde Sammelpunkt der dänischen Armee.


Im Jahr 1749 plante man, die Kirchenruine abzureißen und die Steine für den Bau einer Mauer zu verwenden. Es gab auch Überlegungen, den Chor zu reparieren und zu überdachen, wozu allerdings das nötige Geld fehlte. 1841 wurde auch der anliegende Kirchhof geschlossen. Das ehemalige Kloster wird privat genutzt und kann nicht besucht werden.


Reste des Dominikanerklosters





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