Der (alte) Zwölf-Apostel-Kirchhof entstand ab 1864 auf einem Gebiet, dass sich damals außerhalb der Stadt befand. Schon nach knapp 20 Jahren war er vollständig belegt. Er gehört zu der Gemeinde der Zwölf Apostelkirche an der Kurfürstenstraße. Der Friedhof wurde von dem königlichen Garteninspektor Carl David Bouché (*04.06.1809 in Berlin, †27.09.1881 in Berlin) gestaltet.
Das älteste Grab stammt vermutlich von dem über Preußens Grenzen hinaus bekannten Arzt, dem Medizinalrat Dr. Johann Prosper Philipp, geboren am 10.03.1811 in Berlin, gestorben am 18.05.1869 in Berlin. Er stammte aus einer jüdischen Familie, sein Bruder, ein Baumwollhändler, trug den Namen Israel Israel, und Johann hieß zu dieser Zeit Israel Philipp. Medizinstudium in Paris und Leiden. Er musste, um die Approbation zu erlangen, konvertieren - nach seiner Taufe nannte er sich Johann Prosper Philipp. Bis zu seinem Tode wirkt er als praktischer Arzt in Berlin. (Foto: Schadow Gesellschaft).
Weiterhin sind unter anderen bestattet:
Reinhold Begas (*15.07.1831 in Schöneberg (Berlin), †03.08.1911 in Berlin),ein deutscher Bildhauer. Werke von ihm sind unter anderem das Schiller-Denkmal, der Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus, das Alexander-von-Humboldt-Denkmal, das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal und das Bismarck-Nationaldenkmal in Berlin. Er galt als der bedeutendste Bildhauer des Neobarocks in Deutschland.
Johann Gustav Droysen (*06.07.1808 in Treptow an der Rega, †19.06.1884 in Berlin),ein bedeutender deutscher Historiker und Geschichtstheoretiker. Er war ab 1835 außerordentlicher Professor an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. hier entstand seine (unvollendete) Geschichte des Hellenismus. Ab Mai 1848 Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung in einer politischen Fraktion der rechten Mitte. Auf dem Friedhof hat er ein Ehrengrab der Stadt Berlin. (Foto: Find A Grave)
Maximilian Wolfgang Duncker (*15.10.1811 in Berlin, †21.07.1886 in Ansbach), deutscher Historiker und Politiker. Wegen seiner Mitgliedschaft in der Burschenschaft Marcomannia Bonn wurde er 1937 in Köpenick inhaftiert und nach einem halben Jahr entlassen. Seit 1867 war er Direktor der preußischen Archive (bis 1874). Ein Porträtmedaillon befindet sich an der Vorderseite des Grabsteins auf dem Zwölf Apostel Kirchhof, wo er 1886 bestattet worden war.
Rudi Godden (*18.04.1907 in Berlin, †04.01.1941 in Berlin, Filmschauspieler und Sänger. Ab Ende der 1920er Jahre ging er mit dem von ihm mitbegründeten Gesangsquartett „Blue Boys“ auf Tournee. Seit 1935 war er Mitglied des Kabaretts „Die acht Entfesselten“ mit Auftritten in der Komischen Oper Berlin. Von 1937 bis 1940 war er in größeren Rollen in 13 Filmen zu sehen.
Paul Ehrenreich (*27.12.1855 in Berlin, †14.04.1914 in Berlin. Anthropologe und Ethnologe mit Schwerpunkt vergleichende Mythenforschung. 1884 und 1885 bereiste er den Osten Brasiliens und erforschte dort lebende Stämme von Indianern.
Reinhold Koser (*07.02.1852 in Prenzlau, †25.08.1914 in Berlin), Historiker und Direktor des Preußischen Geheimen Staatsarchivs.
Friedrich Naumann (*25.03.1860 in Störmthal bei Leipzig, †24.08.1919 in Travemünde), Theologe und Politiker. Nach dem Besuch des Nikolai-Gymnasiums in Leipzig und der Fürstenschule St. Afra in Meißen studierte er von 1879 bis 1883 ev. Theologie in Leipzig und Erlangen. Von 1883 bis 1885 war er Oberhelfer im Wicherschen Rauhen Haus in Hamburg, wo er sich mit den sozialen Auswirkungen der beginnenden Industriegesellschaft konfrontiert sah. 1886 übernahm er das Pfarramt in Langenburg im Erzgebirge. 1890 wechselte er als Vereinsgeistlicher der Inneren Mission nach Frankfurt am Main und engagierte sich in Evangelischen Arbeitervereinen und im Evangelischen Soz. Kongress. 1895 gründete er die Wochenzeitschrift Die Hilfe und 1896 den National-Sozialen Verein, aus dem er eine politische Partei zu entwickeln versuchte. 1897 schied er aus dem Pfarramt aus, siedelte nach Berlin über und begann als Schriftsteller und Berufspolitiker zu wirken. Nach Misserfolgen bei den Reichstagswahlen von 1898 und 1903 tritt er mit einen Teil seiner Anhänger zur linksliberalen Freisinnigen Vereinigung über. 1903 wird er zum Ehrendoktor der Theologie an der Uni Heidelberg promoviert. 1907 gewann er in Heilbronn ein Reichstagsmandat, das er 1912 nicht mehr verteidigen konnte. 1913 kehrte er mit Hilfe einer Nachwahl im Wahlkreis Waldeck als Abgeordneter der Fortschrittlichen Volkspartei in den Reichstag zurück. Nach dem Sturz der Monarchie nahm er 1919 als Vertreter der Deutschen Demokratischen Partei, zu deren Vorsitzenden er kurz vor seinem Tod gewählt wurde, an der Arbeit des Verfassungsausschusses der Nationalversammlung teil. Friedrich Naumann gilt wohl als der prononcierteste Vertreter eines modernen Sozialliberalismus, der, geleitet von der Frage nach der christlichen Verantwortung und getrieben von dem Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit, versuchte, im Zeitalter der Industrialisierung und der beginnenden Arbeiterbewegung einen Ausgleich von Liberalismus und Sozialismus, von naivem Individualismus und totalitärem Kollektivismus zu finden und in konkrete Politik umzusetzen (Quellen: Bautz, Kirchenlexikon, Bild: Find A Grave).
Joseph Schmidt (*22.08.1836, †26.10.1905 in Berlin), Mausoleum der Familie an der Westmauer des Friedhofs.
Friedrich Schröder Sonnenstern, (*11.09.1892 in Kaukehmen bei Tilsit, †10.05.1982 verarmt in Berlin), deutscher Zeichner und Maler und einer der wichtigsten Vertreter der Art Brut oder der Outsider Art. Gründer einer Sekte, man nannte ihn Schrippenkönig von Schöneberg, da er seine Einnahmen in Form von Brötchen an Kinder verteilte. Bis 1964 wohnte er im Hinterhaus in der Crellestraße 14, wurde danach wohnungslos und wird zum Alkoholiker. Seine Zeichnungen fanden Beachtung bei der Surrealismus-Ausstellung in Paris 1959 und bei den Künstlern Henry Miller, Picasso und Max Ernst. Im Jahr 2013 wurde seine Kunst wiederentdeckt und auf der Kunstbiennale in Venedig 2013 ausgestellt.
Robert Warthmüller (*16.01.1859 in Landsberg an der Warthe als Robert Müller, †25.07.1895 in Berlin), ein deutscher Maler. Von ihm sind besonders die historischen Darstellungen Friedrichs des Großen bekannt. Er starb im Alter von 36 Jahren an einer Blinddarmentzündung.
Ehemalige Grabstätten:
Otto Brausewetter, (*11.09.1835 in Saalfeld (Ostpreußen) †09.08.1904 in Berlin), deutscher Maler. Ab 1891 ordentliches Mitglied der Akademie der Künste.
Hermann Eschke, (*06.05.1823 in Berlin, †15.01.1900 in Berlin) war ein deutscher Maler und freischaffender Künstler in Berlin.
Ebenso das Grab von dem Historiker Karl Wilhelm Nitzsch, (*22.12.1818 in Zerbst, †20.06.1880 in Berlin, Lützower Ufer 17). An der Kieler Hochschule im Herbst 1848 außerordentlicher und 1858 ordentlicher Professor der Geschichte. Doktor des Philosophie und 1878 zum Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt (Sterbeurkunde: Quelle ancestry).
Peter Paul Maximilian Remÿ, (*09.07.1939 in Berlin, †07.05.1881 in Berlin), Schriftsteller, Redakteur, Oberlehrer, bestattet am 10.05., 16:00 Uhr, unter Anwesenheit von Theodor Fontane.
Otto Rüdlin, (*11.02.1861 in Woldenberg (Neumark), †03.02.1928 in Berlin), Verwaltungsjurist im preußischen Staatsdienst und von 1917 bis 1919 Staatssekretär des Reichspostamtes in Berlin.
Nicht mehr vorhanden sind auch die Grabsteine von Schriftstellerinnen, ein Gedenkstein auf dem Friedhof erinnert an sie.
Fanny Arndt (*16.12.1827 in Berlin, †09.10.1906 in Berlin), Schriftstellerin und Journalistin über historische Biographien. Verheiratet mit dem Landschaftsmaler Arthur Blaschnik (auch er wurde auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof bestattet).
Clementine Helm (*09.10.1825 in Delitzch, †26.11.1896 in Berlin), eine der erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie veröffentlichte mehr als 40 Bücher.
Sara Hutzler (*26.03.1853 in St. Louis, Missouri als Sara Valentin, †24.06.1893 in Berlin), vor allem bekannt durch Kinder- und Jugendgeschichten.
Dora Duncker (*28.03.1855 in Berlin, 09.10.1906 Berlin, Hohenzollernstraße 13), Journalistin und Schriftstellerin, verheiratet mit dem Verleger Alexander Duncker. Verfasserin von zahlreichen Romanen, Erzählungen, Essays und Gedichten. Sie schrieb Theaterstücken und Theaterkritiken.
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