Otto III. Wikipedia

Otto III. (* Juni oder Juli 980 im Reichswald nahe Kessel (Ketil) bei Kleve; † 23. oder 24. Januar 1002 in Castel Paterno bei Faleria, Italien) aus dem Haus der Ottonen war ab 983 römisch-deutscher König und ab 996 Kaiser.

Bereits als Dreijähriger wurde er zum deutschen König gewählt. Während seiner Unmündigkeit wurde das Reich von den Kaiserinnen Theophanu und Adelheid von Burgund verwaltet. In seiner Regierungszeit verlagerte sich der Schwerpunkt der Herrschaft nach Italien. Seine Regentschaft ist von ganz individuellen Entscheidungen geprägt. So setzte Otto gegen den rebellischen römischen Stadtadel mit seinen Vertrauten Bruno von Kärnten als Papst Gregor V. und Gerbert von Aurillac als Papst Silvester II. eigene Kandidaten ein. In Polen wurde eine vom Reich unabhängige Kirchenorganisation eingerichtet. Im Jahre 1001 musste Otto nach einem Aufstand aus Rom fliehen. Den Versuch einer Rückeroberung machte Ottos früher Tod zunichte. Sein Leichnam wurde in der Aachener Marienkirche, dem heutigen Dom, beigesetzt.

Er galt lange Zeit als „undeutscher“ Kaiser. Ausgehend von den Forschungen Percy Ernst Schramms, der vor allem die Italienpolitik Ottos III. in das langfristige Konzept der Renovatio imperii Romanorum (Erneuerung des römischen Reiches) einordnete, diskutiert die neuere Forschung, ob seiner Herrschaft weitreichende politische Konzeptionen zugeschrieben werden können. Nicht nur die angestrebte Kaiserkrönung veranlasste König Otto III. zu einem baldigen Italienzug, sondern auch ein Hilferuf von Papst Johannes XV., der vom römischen Stadtpräfekten Crescentius und seiner Partei bedrängt wurde und Rom verlassen musste. Im März 996 brach Otto von Regensburg aus zu seinem ersten Italienzug auf. In Verona übernahm er die Patenschaft eines Sohnes des venezianischen Dogen Pietro II. Orseolo, Ottone Orseolo, der später von 1009 bis 1026 ebenfalls Doge werden sollte. Damit führte er das traditionell gute Verhältnis der Ottonen zu den Dogen fort.

In Pavia traf eine römische Gesandtschaft mit Otto zusammen, um mit ihm über die Nachfolge des inzwischen verstorbenen Papstes Johannes XV. zu verhandeln. Noch in Ravenna nominierte er seinen Verwandten und Hofkaplan Brun von Kärnten zum Papstnachfolger und ließ ihn von Erzbischof Willigis von Mainz und Bischof Hildebold nach Rom begleiten, wo er als erster „Deutscher“ zum Papst erhoben wurde und den Namen Gregor V. annahm. Bereits einen Tag nach seiner Ankunft vor Rom wurde Otto von Senat und Adel der Stadt feierlich eingeholt und am 21. Mai 996, dem Feste Christi Himmelfahrt, von „seinem“ Papst zum Kaiser gekrönt.

Mit dieser Entscheidung überschritt Otto III. den Handlungsrahmen seines Großvaters Otto I., indem er sich nicht mehr mit der Zustimmung zu einer Papstwahl begnügte, sondern sie gezielt in Richtung auf einen eigenen Kandidaten lenkte. Durch diese Personalentscheidung hatte der Papst allerdings keinen Rückhalt mehr in Rom und er war umso dringender auf die Hilfe des Kaisers angewiesen. Schon seit Otto I. hatte es stetige Konflikte zwischen kaisertreuen Päpsten und Kandidaten stadtrömischer Adelsgruppen gegeben. Das führende römische Adelsgeschlecht der Crescentier verdankte den früheren romtreuen Päpsten seinen Aufstieg. Er beruhte auf der Abtretung päpstlicher Rechte und der damit verbundenen Einkünfte in der Sabina.

An die mehrtägigen Krönungsfeierlichkeiten schloss sich eine Synode an, bei der sich die enge Zusammenarbeit zwischen Kaiser und Papst im gemeinsamen Vorsitz der Synode und in der Ausstellung von Urkunden zeigte. Die Krönungssynode brachte Otto III. auch mit zwei bedeutenden Personen in Kontakt, die sein weiteres Leben stark beeinflussen sollten. Zum einen mit Gerbert von Aurillac, dem Erzbischof von Reims, der bereits in dieser Zeit so engen Kontakt zum Kaiser hatte, dass er in seinem Auftrag mehrere Briefe formulierte, zum anderen mit Adalbert von Prag, einem Vertreter der erstarkten asketisch-eremitischen Frömmigkeitsbewegung. Die Wege Ottos und Gerberts von Aurillac trennten sich zwar vorerst, doch erhielt Gerbert wenige Monate später die kaiserliche Aufforderung, in des Herrschers Dienst zu treten: Als Lehrer sollte er Otto III. helfen, an Stelle der sächsischen rusticitas (Rohheit) eine griechische subtilitas (Feinheit) zu erlangen.

Der römische Stadtpräfekt Crescentius wurde von Otto III. zum Exil verurteilt, jedoch auf Fürsprache Papst Gregors V. begnadigt. Damit befleißigte sich Otto III. der clementia (Milde), die zentraler Bestandteil der ottonischen Herrschaftsausübung war.

Nach der Kaiserkrönung zog Otto Anfang Juni 996 ins Reich zurück. Er hielt sich vom Dezember 996 bis April 997 am Niederrhein und vor allem in Aachen auf. Konkrete Entscheidungen in dieser Zeit, wie die Abhaltung von Hoftagen, sind nicht bekannt. Bereits Ende September 996, nur wenige Monate nach seiner Begnadigung, vertrieb Crescentius Papst Gregor V. aus Rom und setzte mit dem Erzbischof von Piacenza und früheren Vertrauten der Theophanu, Johannes Philagathos, einen Gegenpapst ein. Bevor Otto III. jedoch in die römischen Verhältnisse eingriff, gab er der Sicherung der sächsischen Grenze Vorrang und führte im Sommer 997 einen Feldzug gegen die Elbslawen.

Im Dezember 997 begann Otto seinen zweiten Italienzug. Die Größe seines Heeres ist unbekannt, jedoch wurde er von einer Vielzahl weltlicher und geistlicher Großer begleitet. Seine dilectissima soror (vielgeliebte Schwester) Sophia, die ihn noch beim ersten Italienzug begleitet hatte und während seines langen Aufenthaltes in Aachen bei ihm verweilt hatte, war nicht mehr dabei. Nie wieder wurde ihre Anwesenheit bei Hof erwähnt. Während seines zweiten Italienzuges betraute Otto die Äbtissin Mathilde von Quedlinburg mit seiner Stellvertretung im Reich, eine Stellung, die bis dahin nur Herzöge oder Erzbischöfe eingenommen hatten.

Als Otto im Februar 998 in Rom erschien, einigten sich die Römer gütlich mit ihm und ließen ihn friedlich nach Rom einmarschieren. Die Anführer der Römer, die sich von dem Adelsgeschlecht der Crescentier nicht abhängig machen wollten, werden in den Quellen nicht namentlich erwähnt. Währenddessen verschanzte sich der Stadtpräfekt Crescentius in der Engelsburg. Der Gegenpapst Johannes Philagathos flüchtete aus Rom und versteckte sich in einem befestigten Turm. Er wurde von einer Abteilung des ottonischen Heeres gefangen genommen und geblendet, seine Nase und Zunge wurden verstümmelt. Schließlich setzte ihn eine Synode ab.

Das kaiserliche Heer konnte nach intensiver Belagerung Crescentius' habhaft werden und enthauptete ihn. Der Leichnam wurde von den Zinnen der Engelsburg gestürzt, anschließend mit zwölf ebenfalls hingerichteten Gefährten auf dem Monte Mario an den Beinen aufgehängt und zur Schau gestellt.

Schon Zeitgenossen kritisierten das grausame Vorgehen von Kaiser und Papst. So machte sich der greise Abt Nilus bereits auf die Nachricht von der Verstümmelung des Gegenpapstes nach Rom auf, um Johannes Philagathos zu sich ins Kloster zu holen, was ihm Gregor V. und Otto III. allerdings verweigerten. Nilus soll dem Kaiser daraufhin die ewige Strafe Gottes angedroht haben und verließ Rom. Doch hatte Crescentius bereits einmal Verzeihung und Gnade erhalten. Nach den „Spielregeln der mittelalterlichen Konfliktführung“ musste diejenige Partei, die einen Friedensschluss brach, mit besonderer Strenge rechnen.

In einer Urkunde Ottos vom 28. April 998, die für das Kloster Einsiedeln ausgestellt wurde und die in der Datierungszeile auf die Hinrichtung des Crescentius aufmerksam machte, erschien erstmals eine Bleibulle mit der Devise Renovatio imperii Romanorum (Erneuerung des römischen Reiches). Die neue Devise begegnete auf den Kaiserurkunden kontinuierlich bis in die Zeit der Rückkehr Ottos III. aus Gnesen und wurde ab Januar 1001 durch die Formulierung Aurea Roma ersetzt. In der Zeit des mehrjährigen Italienaufenthaltes versuchten Kaiser und Papst den kirchlichen Bereich zu reformieren. Entfremdetes Kirchengut sollte wieder der Verfügungsgewalt der geistlichen Institutionen zugeführt werden. Diesem Ziel diente auch ihr Vorgehen gegen einen Verwandten des Crescentius, einen Grafen der Sabina namens Benedikt, den sie persönlich mit einer Heeresmacht zwangen, dem Kloster Farfa geraubtes Gut zurückzugeben.

Auf dem Palatin ließ Otto eine kaiserliche Pfalz errichten. Auch in mehreren Personalentscheidungen wurde der Kaiser während seines Italienaufenthaltes aus Rom tätig und besetzte wichtige Bischofssitze mit engen Vertrauten.

Nach dem Tod des Halberstädter Bischofs Hildeward im November 996, der einer der Drahtzieher der Aufhebung des Bistums Merseburg war, nahmen Otto III. und Papst Gregor V. im Jahr 997 das Verfahren zur Erneuerung des Bistums Merseburg wieder auf und begründeten dieses Vorgehen auf der römischen Synode zum Jahreswechsel 998/99 damit, dass bei der Auflösung des Bistums im Jahr 981 gegen das Kirchenrecht verstoßen worden sei. Das Bistum sei sine concilio (ohne Beschluss) aufgelöst worden. Doch erst Ottos Nachfolger Heinrich II. ließ das Bistum Merseburg 1004 wieder einrichten.

Anfang 999 fand Otto Zeit für eine weitere Bußwallfahrt nach Benevent auf den Monte Gargano, die ihm vom Einsiedler Romuald als Sühne für sein Vergehen gegen Crescentius und Johannes Philagathos auferlegt worden sein soll. Auf dem Weg dorthin erfuhr Otto, dass Gregor V. in Rom nach kurzer Krankheit gestorben war. In dieser Zeit suchte er auch Nilus von Rossano als büßender Pilger auf.

Nach seiner Rückkehr erhob er mit seinem Vertrauten Gerbert von Aurillac als Silvester II. erneut einen Nichtrömer zum Papst. Auch in anderen Personalentscheidungen wurde der Kaiser erneut von Rom aus tätig und besetzte wichtige Bischofssitze mit engen Vertrauten. So erhob er seinen Kaplan Leo zum Bischof von Vercelli und übergab ihm damit ein problematisches Bistum, da dessen Vorgänger Petrus von Vercelli vom Markgrafen Arduin von Ivrea ermordet worden war. Arduin wurde 999 vor einer römischen Synode zur Kirchenbuße verurteilt. Dem Grafen wurde auferlegt, dass er die Waffen ablegen und keine zwei Nächte am selben Ort verbringen dürfe, wenn es seine Gesundheit erlaube. Als Alternative zu dieser Bußleistung stellte man ihm den Eintritt in den Mönchsstand frei. Ob der Markgraf die Auflagen der Kirchenbuße erfüllt hat, ist unbekannt. Auch nach dem Tod des Bischofs Everger von Köln bestimmte Otto mit seinem Kanzler Heribert eine Person seines Vertrauens auf diesem wichtigen Bischofssitz.

Im Februar/März 1000 pilgerte Otto von Rom aus nach Gnesen, hauptsächlich aus religiösen Motiven: Er habe am Grab seines Vertrauten Adalbert beten wollen, berichtet Thietmar. Bischof Adalbert von Prag war am 23. April 997 von heidnischen Pruzzen erschlagen worden. Hagiographische Texte betonen, Otto sei nach Gnesen gekommen, um der Reliquien Adalberts habhaft zu werden.

Bei der Ankunft in Gnesen standen zunächst religiöse Motive im Vordergrund. Barfuß ließ sich Otto vom zuständigen Ortsbischof Unger von Posen zum Grab Adalberts geleiten und bat unter Tränen im Gebet den Märtyrer um seine Vermittlung bei Christus. Anschließend wurde die Stadt zum Erzbistum erhoben, die selbstständige Kirchenorganisation Polens damit begründet. Der neu eingerichteten Kirchenprovinz Gnesen wurden das bereits bestehende Bistum Krakau und die neu zu gründenden Bistümer Kolberg und Breslau als Suffragane zugeteilt. Dem Herrschaftsbereich Boleslaw Chrobrys wurde somit die kirchenpolitische Selbstständigkeit zugestanden.

Die weiteren Handlungen Ottos in Gnesen sind umstritten. Eine ausführliche Darstellung der Ereignisse gibt die erst im 12. Jahrhundert verfasste Geschichte Polens des so genannten Gallus Anonymus. Die gesamte Darstellung des Gallus beabsichtigte, die Bedeutung von Boleslaws Macht und Reichtum zu unterstreichen. Sie berichtete mit vielen Einzelheiten, dass Otto III. Boleslaw zum König erhoben habe, was die sächsischen Quellen allerdings nicht überliefern. Der Vorgang einer Königserhebung ist in der modernen Forschung umstritten. Der These von Johannes Fried (1989), in Gnesen habe eine auf den weltlichen Akt beschränkte Königserhebung stattgefunden, setzte Gerd Althoff (1996) entgegen, dass Boleslaw in Gnesen mit dem Aufsetzen der Krone auf besonders ehrenvolle Weise als amicus im Rahmen eines Freundschaftsbündnisses von Otto III. ausgezeichnet worden sei. Die von Gallus erwähnten Akte von der Übergabe von Geschenken und die demonstrative Einheit durch ein mehrtägiges Gelage waren bei frühmittelalterlichen amicitiae üblich.

Auf dem Rückweg ins Reich gab Boleslaw dem Kaiser ein glanzvolles Geleit und begleitete den Kaiser noch über Magdeburg bis nach Aachen. Otto soll ihm dort den Thronsessel Karls des Großen geschenkt haben. Im Reich gab es trotz Ottos langer Abwesenheit keine größeren Auseinandersetzungen. Sein Aufenthalt im nördlichen Reichsteil dauerte nur wenige Monate. In Magdeburg feierte Otto Palmsonntag und Ostern in Quedlinburg. Über Trebur ging es weiter nach Aachen, jenen Ort, den er „nächst Rom am meisten liebte“, wie es in den Quedlinburger Annalen heißt. Er thematisierte in diesen Monaten in Magdeburg, Quedlinburg und Aachen auf Synodalversammlungen die Wiedereinrichtung des Bistums Merseburg, ohne zu einer Entscheidung zu kommen. In Aachen zeichnete er einige Kirchen mit den Adalbertsreliquien aus. Dort suchte und öffnete er auch das Grab Karls des Großen. Schon Zeitgenossen kritisierten dieses Tun als Grabfrevel, für den Gott den Kaiser mit seinem frühen Tod bestraft habe. Das Vorgehen Ottos wurde in jüngster Vergangenheit als Vorbereitung der Kanonisation Karls des Großen gedeutet. Die Vorbereitungen zur Heiligsprechung hat Ernst-Dieter Hehl auch als Teil eines Plans eingeschätzt, in Aachen ein Bistum einzurichten.

Von Aachen zog Otto im Sommer des Jahres 1000 wieder nach Rom. In dieser Zeit brach der Gandersheimer Streit zwischen den Bischöfen Willigis von Mainz und Bischof Bernward erneut aus, als der Anlass der Kirchweihe eine Entscheidung unumgänglich machte, welcher der beiden Bischöfe nun für Gandersheim zuständig sei. Bischof Bernward nutzte die Zeit zu einer Romfahrt und ließ seinen Standpunkt von Otto III. und einer römischen Synode bestätigen. Als Folge der Reise Bernwards tagten nun fast gleichzeitig zwei Synoden über die Gandersheimer Frage: eine regionale in Gandersheim und eine allgemeine in Rom unter Vorsitz von Kaiser und Papst. Doch konnte weder durch diese noch durch eine folgende Synode in Pöhlde der Streit beigelegt werden. Er beschäftigte später noch die Kaiser Heinrich II. und Konrad II. und mehrere Synoden, bevor er schließlich im Jahr 1030 gelöst wurde.

Der Kaiser hielt sich in der gesamten zweiten Jahreshälfte in Italien auf, ohne dass es zu bemerkenswerter herrscherlicher Aktivität kam. Diese wurde erst zu Beginn des Jahres 1001 notwendig, als sich die Bewohner Tivolis gegen die kaiserliche Herrschaft auflehnten. Otto belagerte daraufhin Tivoli, doch die Vita Bernwardi, eine Lobschrift von Thangmar auf seinen Schüler Bischof Bernward, hebt Bernwards Einfluss auf die Unterwerfung der Bewohner nachhaltig hervor. In den gleichen Monat wie die Belagerung Tivolis fällt auch ein ungewöhnlicher Rechtsakt, nämlich die Ausstellung einer kaiserlichen Schenkungsurkunde für Papst Silvester. Diese rechnet schonungslos mit der bisherigen Politik der Päpste ab, die durch Sorglosigkeit und Inkompetenz ihrer eigenen Besitzungen verlustig gegangen seien und sich unrechtmäßig Rechte und Pflichten des Imperiums anzueignen versucht hätten. Gegenüber dem Papsttum war Otto hierbei auf die Wahrung des kaiserlichen Vorrangs bedacht. Die aus der Konstantinischen Schenkung abgeleiteten territorialen Ansprüche der römischen Kirche, ja sogar die Schenkung selbst oder deren Wiedergabe durch Johannes Diaconus wies er als „lügenhaft“ zurück und übergab dem heiligen Petrus vielmehr aus eigener kaiserlichen Machtvollkommenheit acht Grafschaften in der italienischen Pentapolis.

In die Wochen um die Ausstellung dieser Urkunde fiel der Aufstand der Römer. Als Ursache für den Aufstand wurde die zu milde Behandlung Tivolis genannt. Der Aufstand konnte innerhalb weniger Tage durch Verhandlungen friedlich beigelegt werden. Der Hildesheimer Domdekan Thangmar, der im Jahre 1001 seinen Bischof Bernward von Hildesheim nach Rom begleitete, gab im Kontext der Friedensverhandlungen jene berühmte Rede Ottos an die Römer wieder, worin dieser seine Vorliebe für Rom und die Vernachlässigung seiner sächsischen Bindung erörterte. Durch diese Rede zu Tränen gerührt, ergriffen die Römer zwei Männer und schlugen sie grausam zusammen, um so ihre Bereitschaft zum Einlenken und zum Frieden zu zeigen. Trotz der Friedensgesten blieb das Misstrauen bestehen. Ratgeber drängten den Kaiser, sich dem unsicheren Zustand dort zu entziehen und außerhalb Roms militärische Verstärkung abzuwarten. Daher entfernten sich Otto III. und Papst Silvester II. aus Rom und zogen nach Norden in Richtung Ravenna. In der Folgezeit empfing Otto Gesandtschaften von Boleslaw Chrobry, vereinbarte mit einer ungarischen Gesandtschaft die Einrichtung einer Kirchenprovinz mit dem Erzbistum Gran als Metropole und sorgte dafür, dass der neue Erzbischof Askericus Stephan von Ungarn zum König erhob. Außerdem festigte Otto in dieser Zeit die freundschaftlichen Beziehungen zu Pietro II. Orseolo, dem Dogen von Venedig; mit ihm traf er sich heimlich in Pomposa und Venedig. Seinen Sohn hatte Otto schon 996 als Pate angenommen, 1001 hob er seine Tochter aus der Taufe.

Dagegen zeichneten die hagiographischen Quellen – die Romualds-Vita des Petrus Damiani und die Vita der fünf Brüder des Brun von Querfurt – in diesen Monaten das Bild eines seelisch zerrissenen Monarchen. Otto soll zur Fastenzeit 1001 den Einsiedler Romuald in Pereum aufgesucht und sich dort Buß- und Fastenübungen unterzogen haben. Die Aussagen dieser Zeugnisse gipfeln in einem Versprechen Ottos, die Herrschaft einem Besseren zu überlassen und in Jerusalem Mönch zu werden. Allerdings wolle er noch drei Jahre lang „die Irrtümer“ (errata) seiner Regierung berichtigen. Welche Irrtümer er meinte, wurde nicht gesagt. Gegenüber anderen Herrschern des frühen Mittelalters ist die Dichte der Quellenaussagen über asketische Leistungen und monastische Neigungen des Kaisers in jedem Falle singulär.

Gegen Ende des Jahres 1001 zog er mit den Kontingenten einiger Reichsbischöfe, die sehr zögerlich in Italien eingetroffen waren, auf Rom zu. Doch stellten sich plötzlich starke Fieberanfälle ein und in der Burg Paterno unweit Roms verstarb Otto III. am 23. oder 24. Januar 1002. Mehrere Berichte betonen hierbei das ruhig-gefasste, christliche Sterben des Herrschers. Der Verfasser der Vita Meinwerci nahm an, Otto sei vergiftet worden.

Der Tod des Kaisers wurde zunächst geheim gehalten, bis die eigenen Aufgebote informiert und zusammengezogen waren. Daraufhin zog das Heer, ständig von Feinden bedroht, aus Italien ab, um den Willen Ottos zu erfüllen und ihn in Aachen beizusetzen. Als der Leichenzug im Februar 1002 von Paterno über Lucca und Verona nach Bayern zog, habe Herzog Heinrich, so Thietmar, in Polling den Leichenzug empfangen und die Bischöfe sowie Adligen in Gesprächen mit Nachdruck und unter Versprechungen aufgefordert, ihn zum König zu wählen. Jedoch habe keiner der am Trauerzug Teilnehmenden eine Nachfolge Heinrichs befürwortet – mit Ausnahme des Augsburger Bischofs. Die Vorbehalte, die die Gefolgsleute Ottos III. gegen Heinrich hegten, blieben im Einzelnen unbekannt. Beim Begräbnis Ottos an Ostern 1002 in Aachen wiederholten die Verantwortlichen ihre Ablehnung, wobei nach ihrer Ansicht Heinrich aus vielerlei Gründen für das Königtum nicht geeignet war. Während in Italien bereits am 15. Februar 1002 lombardische Große in Pavia mit Arduin von Ivrea einen Gegner Ottos III. zum italienischen König wählten, konnte sich Heinrich II. erst in langwierigen Verhandlungen und Fehden durchsetzen.

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