Kliefoth, Theodor (1810-1895). Theodor Friedrich Dethlof Kliefoth wurde am 18. Januar 1810 als ältestes von zwölf Kindern eines mecklenburgischen Pfarrers in Körchow bei Wittenburg geboren. Während seines theologischen Studiums in Berlin und Rostock hörte er Schleiermacher, zeigte sich von Hegel fasziniert, obwohl er dessen Vorlesungen nicht besuchte, und kam in persönlichen und für ihn bedeutsamen Kontakt zu August Neander. Nach seinem Studium erhielt der begabte junge Mann eine Stelle als Instruktor des Prinzen Wilhelm von Mecklenburg (1833) am Hof zu Ludwigslust und begleitete 1837-39 den Erbgroßherzog Friedrich Franz nach Dresden. Hier entstand sein erstes großes und für sein weiteres Schaffen maßgebende Werk, die »Einleitung in die Dogmengeschichte« (1839). Im Jahre 1844 folgte er seinem Vater im Amt eines Superintendenten und Dompredigers in Schwerin. Kliefoth, der ursprünglich der Vermittlungstheologie verbunden war, widmete sich nun ganz den Anliegen des Neuluthertums. Er wies die Pfarrer und Lehrer auf das Erbe der lutherischen Katechismen und Lieder und betrieb selbst umfangreiche liturgische Studien (Die ursprüngliche Gottesdienstordnung in den deutschen Kirchen lutherischen Bekenntnisses - Rostock 1847, Liturgische Abhandlungen in acht Bänden - 1854-1861, 21859-1869). In Fragen der Kirchenverfassung nahm er eine zunehmend antisynodale Haltung ein, die seinem früheren Denken widersprach und ihn zum Bruch mit seinem früheren Freund Johann von Hofmann führte. Nach dem Revolutionsjahr 1848 wurde Kliefoth in seiner konservativen Haltung umso mehr bestätigt. Die Universität Rostock diente ihm dabei in seiner Kirchenpolitik als eine sichere Stütze, nachdem Michael Baumgarten nach einem Konflikt mit Otto Karsten Krabbe, bei dem sich Kliefoth im Hintergrund gehalten hatte, abgesetzt worden war (1858). Kliefoth führte für die Ordination den Begriff der »Weihe« ein, sprach den Sakramenten eine Wirkung auf die menschliche Natur des Christen zu und schuf für Mecklenburg ein umfangreiches liturgisches Reformwerk, das allerdings in den Gemeinden kaum durchsetzbar war. Die Gründung der Allgemeinen Lutherischen Konferenz, bei der K. das Hauptreferat hielt (»Was fordert Artikel 7 der Augsburgischen Konfession hinsichtlich des Kirchenregiments in der lutherischen Kirche?«) diente einer Konsolidierung der lutherischen Kräfte, die der Kirchenpolitik des sich ausweitenden Preußen begegnen sollte. Nach dem Tode von Adolf von Harleß wurde Kliefoth als ständiger Vorsitzender der Allgemeinen Lutherischen Konferenz bestätigt. Doch auch die vermehrten Aufgaben seiner zahlreichen Ämter hinderten ihn nicht an weiteren wissenschaftlichen, nun besonders exegetischen Arbeiten, die in seinen letzten Lebensjahren erschienen. Im Herbst 1894 legte er sein Amt aus Altersgründen nieder und starb nach einem kurzen Ruhestand am 26. Januar 1895 in Schwerin.
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