Friedrich Eberhard von Rochow Wikipedia

Gemälde von Franz Hillner, 1794
im Schlossmuseum Reckahn


Friedrich Eberhard von Rochow
(* 11. Oktober 1734 in Berlin; † 16. Mai 1805 auf Schloss Reckahn, Mark Brandenburg) war ein preußischer Gutsbesitzer und Pädagoge zur Zeit der Aufklärung, bekannt vor allem durch seine Schulreform im Geist des Philanthropismus. Friedrich Eberhard von Rochow stammte aus einem märkischen Adelsgeschlecht, das ursprünglich in der Schweiz beheimatet war, im Jahr 927 erstmals urkundlich erwähnt wurde und im 11. Jahrhundert in Richtung Brandenburg zog, um die dort ansässigen Wenden zu bekriegen. So kam die Adelsfamilie zu ihrem ersten Besitz in der Mark, dem Ort Rochow (heute: Rochau, Landkreis Stendal, Sachsen-Anhalt) – siehe auch Familie von Rochow.

Friedrich Eberhard von Rochow war der Sohn des preußischen Staatsministers Friedrich Wilhelm III. von Rochow (1690–1764) und dessen Ehefrau Friedericke Eberhardine, geborene von Görne (1700–1760). Friedrich Eberhard von Rochow trat nach Hausunterricht und zweijährigem Besuch der Ritterakademie in Dom Brandenburg in die königliche Reiterei ein und nahm als Leutnant in der Garde du Corps an den ersten Feldzügen des Siebenjährigen Kriegs teil. In der Schlacht bei Lobositz 1756 an der linken, später im Duell an der rechten Hand schwer verwundet, gab er die militärische Laufbahn auf. 1759 heiratete er Christiane Louise von Bose (1734–1808). Seit 1760 widmete er sich auf seinen Gütern der Landwirtschaft und wissenschaftlicher Beschäftigung, ab 1762 als Domherr zu Halberstadt auch der Pflege gemeinnütziger Interessen im Stiftsgebiet.

Als Gutsbesitzer wollte er die landwirtschaftliche Produktion durch Reformen ertragreicher gestalten. Dabei musste er feststellen, dass der Bildungsstand der Bauern und Gutsarbeiter nicht ausreichte, um Reformen einzuführen und wirksam werden zu lassen. Daraus folgte für ihn, dass die soziale und wirtschaftliche Lage der Landbevölkerung durch Schulbildung zu verbessern sei. So gründete Rochow 1773 bei seinem Gut in Reckahn, südlich von Brandenburg an der Havel, eine Dorfschule, die 1774 ein eigenes Schulgebäude erhielt und bald Musterschule für ähnliche Anstalten wurde.[2] Schon 1775 folgte eine Schule auf seinem Gut Göttin, 1799 eine weitere Schule in Krahne, wo Rochow ebenfalls ein Rittergut besaß. Eine wesentliche Stütze fand er dabei in dem ihm 1765 bis 1771 als Schreiber und Musikus dienenden Heinrich Julius Bruns, dem er 1773 die freigewordene Kantor- und Lehrerstelle gab. Die fruchtbare Zusammenarbeit endete 1794 mit Bruns’ Tod, dem er die ehrende Grabinschrift setzte: „Er war ein Lehrer!“. Zahlreiche Pädagogen besuchten Reckahn und ließen sich von dem dort praktizierten Unterricht anregen.

In seinem Versuch eines Schulbuches für Kinder der Landleute (1772) hatte Rochow schon vorher eine bessere Unterrichtsmethode dargelegt und empfohlen. Als erfolgreicher Volks- und Jugendschriftsteller im Sinn der philanthropischen Aufklärung zeigte er sich in seinem oft aufgelegten und nachgeahmten Lese- und Sachbuch Der Kinderfreund (erster Teil 1776, zweiter Teil 1779), das in seiner Schule als Schulbuch diente.

Rochow pflegte Bekanntschaft mit der gesellschaftlichen Prominenz seiner Zeit, u. a. mit Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, mit dem preußischen Minister für Kirchen- und Schulsachen Karl Abraham Freiherr von Zedlitz, mit dem Gründer des Dessauer Philanthropinums Johann Bernhard Basedow, mit Christian Gotthilf Salzmann, Christian Fürchtegott Gellert, Anton Friedrich Büsching und Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Ferner war er Mitglied der von 1785 bis 1810 bestehenden Literarischen Gesellschaft Halberstadt.

Im Jahr 1791 war er Mitbegründer der Märkischen Ökonomischen Gesellschaft zu Potsdam und wurde ihr erster Direktor (spätere Direktoren waren Graf Ewald Friedrich von Hertzberg und Etatminister Otto Karl Friedrich von Voß). Die Gesellschaft beschäftigte sich satzungsgemäß mit allen zeitgenössischen Themen zur Hebung der landwirtschaftlichen und gewerblichen Produktion. Friedrich Eberhard von Rochow verstarb im Jahr 1805 und ließ sich als erster auf dem von ihm angelegten neuen Friedhof beisetzen. Sein Grab und die weiterer Familienmitglieder sind noch heute aufzufinden.

Die Rochowsche Landschulreform wurde durch Bernhard Christoph Ludwig Natorp (1774–1846), Wilhelm von Türk und Friedrich Wilhelm Gotthilf Frosch weiterentwickelt.

Im restaurierten Neuen Schloss Reckahn ist seit 2001 ein Rochow-Museum eingerichtet, das die Leistungen des Pädagogen und die Geschichte seiner berühmten Familie widerspiegelt. Ebenso findet sich ein Schulmuseum in der ehemaligen Dorfschule zu Reckahn.

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