Alfred Messel (* 22. Juli 1853 in Darmstadt; † 24. März 1909 in Berlin) war ein deutscher Architekt, der gleichermaßen mit großbürgerlichen Villen und Kleinwohnungsbauten Beachtung fand; als besonders vorbildhaft und stilprägend galten seine Warenhaus-Bauten. Der zeichnerische Büronachlass wird im Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin verwahrt. Alfred Messel wurde als dritter Sohn des Bankiers Simon Messel am 22. Juli 1853 in Darmstadt geboren. Die Familie besaß dort ein angesehenes Bankhaus, das durch Alfreds älteren Bruder Ludwig Messel (1847–1915) zunächst in Darmstadt und ab Ende der 1870er Jahre von Großbritannien aus weitergeführt wurde; ein Nachfahre des britischen Familienzweiges war Lord Snowdon (1930–2017). Bereits seit seiner Kindheit war Alfred Messel mit dem späteren Stadtbaudirektor von Berlin Ludwig Hoffmann befreundet. 1872 legte er am Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt sein Abitur ab; danach leistete er als Einjährig-Freiwilliger beim 1. Großherzoglich Hessischen Leibgarde-Infanterie-Regiment Militärdienst.
1873 studierte er zusammen mit Ludwig Hoffmann an der Kunstakademie in Kassel; 1874 bis 1878 studierte er an der Berliner Bauakademie Architektur vor allem bei Heinrich Strack. Danach war er als Regierungsbauführer (Referendar) beim Neubau der Oberpostdirektion an der Spandauer Straße in Berlin von Carl Schwatlo beschäftigt, bevor er sich erfolgreich der zweiten Staatsprüfung zum Regierungsbaumeister (Assessor) unterzog. 1879 wurde Messel Mitglied des Berliner Architektenvereins und 1881 gewann er mit seinen Entwürfen für ein Ausstellungsgelände auf dem Tempelhofer Feld den Schinkelpreis.
In den folgenden beiden Jahren unternahm er größere Reisen nach Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien und arbeitete als Assistent an der neu gegründeten Technischen Hochschule (Berlin-)Charlottenburg. 1886 ließ er sich aus dem Staatsdienst beurlauben und war von nun an vor allen Dingen als Privatarchitekt tätig. Für sein erstes verwirklichtes Gebäude – die Werderhäuser am Werderschen Markt in Berlin – wurden zuvor die Gentzsche Münze wie auch das „Fürstenhaus“ abgerissen. Immerhin ließ er zuvor einige bauliche Details abzeichnen und publizierte diese 1888 in der Zeitschrift für Bauwesen.
Am 1. Februar 1893 heiratete er Elsa Altmann und im November desselben Jahres kam ihr erstes Kind Ena zur Welt.
Im Februar 1894 wurde er als Professor an die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin berufen, dieses Lehramt gab er aber bereits 1896 wieder auf.[1] Seit 1894 arbeitete er freiberuflich in einem gemeinsam mit Martin Altgelt betriebenen Architekturbüro.
Ab 1893 arbeitete er mit dem Warenhaus-Konzern Wertheim zusammen, und 1894 konnte das erste Warenhaus französischen Bautyps auf deutschem Boden an der Oranienstraße in Berlin eröffnet werden. 1896 wurde sein Sohn Ludwig Leonhard geboren, der im Ersten Weltkrieg fiel. Ebenfalls 1896 erhielt er auf der Internationalen Kunstausstellung in Berlin eine kleine Goldmedaille. Mit der Eröffnung des ersten Bauabschnitts des Wertheim-Warenhauses an der Leipziger Straße am 15. November 1897 begann Messels Aufstieg zu einem der prominentesten deutschen Architekten seiner Zeit. Er verließ die strengen Bahnen historistischer Architektur und fand mit der vertikal gegliederten Pfeilerfassade eine der inneren Nutzung entsprechende Front. Vor allem dadurch wurde das Wertheimhaus zu einer Inkunabel moderner Architektur.
1899 konvertierte Messel vom Judentum zum Protestantismus und am 17. Mai desselben Jahres erhielt er den preußischen Roten Adlerorden IV. Klasse, was ihn zu der Bemerkung veranlasste, dass er sich von nun an wirklich „viertklassig“ fühlen dürfe. Im gleichen Jahr wurde seine jüngste Tochter Irene geboren, die 1992 in London verstarb. Im Jahr 1900 löste er die Zusammenarbeit mit Martin Altgelt. Ab 1902 machte sich eine Herzschwäche bei ihm bemerkbar, die ihn in den folgenden Jahren zu längeren Kuraufenthalten zwang.
Von 1903 bis 1906 war er mit der zweiten Erweiterung des Wertheim-Warenhauses an der Leipziger Straße und am Leipziger Platz beschäftigt. Vor allen Dingen der Eckpavillon erstaunte die Architekturkritik, denn um Unterschied zum ersten Bauabschnitt versuchte Messel an dieser städtebaulich dominanten Stelle, den Eingang in die Leipziger Straße durch eine historisierendere Fassadengliederung zu betonen. Freilich waren seiner Gotikauffassung keine historischen Vorbilder zuzurechnen. Kritisiert wurde vor allem der reiche figurative Schmuck, der Messel jedoch selbst befremdete. Einer der größten Kritiker des Eckpavillons war das preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten, das Einspruch gegen die – nach seiner Ansicht – überdimensionierte Dachfläche anmeldete. Aus diesem Grund fügte Messel kleinere provisorische Giebelchen ein, die aber schließlich doch abgenommen werden konnten. 1904 wurde Messel Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. 1906 erhielt er die Ehrendoktorwürde (Dr.-Ing. E. h.) der Technischen Hochschule Darmstadt.
Als im Februar 1906 Julius Carl Raschdorffs Berliner Dom eröffnet wurde, wurde diesem Bau der Wertheim-Eckpavillon als positives Beispiel entgegengehalten. In diese Debatte mischte sich angeblich auch Kaiser Wilhelm II. mit einer negativen Bemerkung zu Wertheim ein. Diese entpuppte sich am selben Tag als Pressefinte der Zeitung Münchner Allgemeine Nachrichten, aber Messel zweifelte ernsthaft am Fortbestand seines Architekturateliers in Berlin und überlegte einen Umzug in seine alte Heimat Darmstadt. Danach überschlugen sich die Ereignisse, denn Anfang 1907 wurde er offiziell zum Architekten der Königlich Preußischen Museen ernannt und beschäftigte sich überwiegend bis zu seinem Tod mit der Planung eines Neubaus für das Deutsche Museum, das Pergamonmuseum und das Vorderasiatische Museum in Berlin. Der Kaiser verließ sich vollkommen auf das Urteil Messels, was dieser aber wegen seiner krankheitsbedingten häufigen Abwesenheit nur selten ausnutzen konnte. Alfred Messel starb 1909 im Alter von 55 Jahren in Berlin und wurde auf dem St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg bestattet. Das erhaltene, beachtenswerte dreiachsige Wandgrab aus Muschelkalk zeigt dorische Stilelemente, greift aber gleichwohl moderne architektonische Prinzipien auf, denen Messel selbst verpflichtet war. Der Entwurf stammt wahrscheinlich von einem seiner Schüler, namentlich Paul Baumgarten oder Eugen Schmohl. Für die Errichtung zeichnete Baumgarten verantwortlich; den figürlichen Schmuck schuf Ignatius Taschner. Auch Messels Witwe Elsa geb. Altmann (1871–1945) sowie weitere Mitglieder der Familien Messel und Altmann wurden hier beigesetzt.[2] Messels Grab ist seit 1958 als Berliner Ehrengrab gewidmet.
Da Messel jüdischer Abstammung war, wurden nach ihm benannte Straßen während der Zeit des Nationalsozialismus umbenannt (Beispiel: Siedlung Praunheim, Messelstraße in Berlin-Dahlem).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen