Gedächtniskirche
Als "hohler Zahn" wurde sie zum Symbol des aus Ruinen
auferstandenen West-Berlin, vor ihrer Zerstörung war sie das Wahrzeichen des
vornehmen und vergnügungssüchtigen "Neuen Westens": die
Gedächtniskirche, wie sie verkürzt genannt wird, errichtet 1891-95 zur
Erinnerung an den ersten deutschen Kaiser Wilhelm I., initiiert von seinem
Enkel Wilhelm II. Franz Schwechten (*12.08.1841 in Köln, †11.08.1924 in Berlin),
königlicher Oberbaurat und u.a. Architekt des Anhalter Bahnhofs, entwarf einen
kreuzförmigen, vieltürmigen Bau im Stil der rheinischen Spätromanik. Der Turm
über der Hauptfassade war mit 113 Metern der höchste der Stadt, die
Innenausstattung außergewöhnlich prächtig. Nach der Kriegszerstörung sollte
ursprünglich im Inneren der Ruine eine Glaskirche entstehen, doch ließ man den
Plan bald wieder fallen. Stattdessen wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den
Egon Fritz Wilhelm Eiermann (*29.09.1904 in Neuendorf, †19.07.1970 in
Baden-Baden) mit seinem Entwurf eines völligen Neubaus gewinnen konnte.
Doch der hohle Zahn war bereits zum Wahrzeichen geworden, die Pläne
setzten die größte und leidenschaftlichste Architekturdebatte der Berliner
Nachkriegsgeschichte in Gang. Selbst Walter Gropius schaltete sich ein und
sprach von "Deutschlands schönster Ruine". Eiermann ließ sich zu
einem Kompromiss überreden, wenn auch nicht überzeugen. Erhalten blieb der 68
Meter hohe Torso des Turmes (als Ausstellungsraum genutzt), der von einem
vierteiligen Neubauensemble in die Mitte genommen wird. Vor das alte
Hauptportal platzierte Eiermann den Kirchenbau, an die Stelle des einstigen
Kirchenschiffs den Glockenturm. Die ganze Anlage steht auf einem erhöhten
Podest, aus dem zu beiden Seiten die flachen Nebengebäude der Gemeindekapelle
und des "Foyers" hervorstoßen.
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